Der Marc Aurel der deutschen Sozialdemokratie

Einen seiner letzten großen Fernsehauftritte hatte er in einem 90-Minuten-Film: »Helmut Schmidt außer Dienst«. Sandra Maischberger hatte ihn mehrere Monate begleiten dürfen. Der Film zeigte einen alten Mann mit seinem vierten Herzschrittmacher, Hörgerät und schwer am Stock gehend, der sich aber hierzulande wie in China oder in den USA immer noch im Dienst und verpflichtet fühlte, seine Werte und politischen Überzeugungen offen zu vertreten.

Dieser rational kühle, manchmal ruppige und doch sensible Hanseat hat nie an mangelndem Selbstbewusstsein gelitten. Seit seinem Sturz am 1. Oktober 1982 durch jene Partei, die ihm im Unterschied zur CDU stets ein wenig suspekt war, nämlich die FDP, hat er in etlichen Büchern und in weit mehr Artikeln in der von ihm mitherausgegebenen »Zeit« an seinem Selbstbildnis für die Geschichte nachdrücklich mitgewirkt. Darum kamen alle seine Biografen nicht herum. Wir wissen um seine Kindheit wie um seine...