Australien sucht Freiwillige zum Abtauchen

Bei einer Zählung von Fischen und Koalas sollen neue Spezies gefunden werden

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.
Australien hält seine Bürger im November an, Fische und Koalas zu zählen. Im Wasser geht es nicht nur um eine Bestandsaufnahme, sondern auch darum, neue Spezies zu finden.

Manche zählen Schafe im Schlaf, andere Fische. Mit diesem amüsanten Vergleich will Mark Rodrigue, der für die Meeresschutzgebiete an der Südostküste Australiens zuständig ist, seine Mitbürger zum Abtauchen bewegen. Er sucht Hunderte Freiwillige, die für ihn im November vor den Küsten des Bundesstaates Victoria, in dem auch Melbourne liegt, tauchen gehen: Freiwillige sollen mit Meereswissenschaftlern in der Tiefe mithelfen, eine »Inventur« des Fischbestandes in Küstennähe zu machen.

»Wir versuchen einfach zu verstehen, was für verschiedene Typen an Fischen wir hier in Victoria haben und ein wenig eine Volkszählung abzuhalten, wie viele es gibt«, sagte er dem lokalen Sender ABC.

Insgesamt findet die Volkszählung in über 20 Meeresschutzgebieten vor der Küste Victorias statt. Bei der Zählung geht es weniger darum, akkurate Zahlen zu erhalten, als vielmehr eine Momentaufnahme der Tierwelt vor den Küsten des fünften Kontinents. In diesem Jahr sollen die ehrenamtlichen Taucher und Hobbywissenschaftler vor allem auf neue Fischspezies achten, die bisher nicht in der Region gefunden wurden: Zum Beispiel Fische, die aufgrund der Erwärmung der Meere ihren Lebensraum verändern.

Bei einer ähnlichen Aktion 2011 fanden die Amateurwissenschaftler beispielsweise eine bis dahin in Victoria unbekannte Art des Zackenbarsches. Auf ähnliche Funde hofft man auch diesmal. Der Weißstreifen-Kofferfisch (Anoplocapros lenticularis) z. B. wurde bisher nur in der Port Phillip Bucht gesehen, und die Wissenschaftler würden gerne mehr über dessen Verbreitung wissen.

Aktionen, wie die Volkszählung der Fische, sind in Australien beliebt. Neben Fischen zählt das Land jedes Jahr im November auch seine Koalas. Hunderte Hobbywissenschaftler gehen dann wandern und versuchen dabei, Koalas auf Eukalyptusbäumen in teils schwindeligen Höhen zu entdecken. Die Wanderer sollen dabei den Aufenthaltsort der Tiere notieren und den Wissenschaftlern Fotos schicken. Vor allem im Osten Australiens sind Koalas durch die wachsende Urbanisierung und den Verlust von Lebensräumen, durch Hundeangriffe oder Autounfälle bedroht. Außerdem hat auch die sogenannte Chlamydia-Infektion, die bei Koalas unter anderem zur Erblindung, zur Unfruchtbarkeit und zum Tod führen kann, die Koalazahlen in den vergangenen Jahren drastisch schrumpfen lassen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.