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Auf nach Makranstädt!

  • Andreas Gläser
  • Lesedauer: 2 Min.

Makranstädt liegt nur zehn Kilometer nordwestlich vom Leipziger Zentrum entfernt, dort leben fast 15 000 Einwohner; es gibt einen Wasserturm, einen Baumhaus-Hort und eine Kampfbahn für die 2. Mannschaft von Rasenballsport Leipzig, die am Sonntag gegen den Berliner FC Dynamo antritt. Deshalb herrscht in meinem Bekanntenkreis diese Aufbruchstimmung. Zwei Vereine, die polarisieren, treten gegeneinander um Regionalligapunkte an, für den Aufstieg, gegen den Abstieg, für ein neues Deutschland!

1111 Berlin-Brandenburger wollen dabei sein. Ich habe mich anstecken lassen, zumal ich aufgrund meiner Arbeitswoche von Dienstag bis Sonnabend und diversen Jobs einige Spiele verpasste. Ich will raus, kein Geld verdienen, sondern vereiern. Für einen Tagestrip im Kumpel-PKW muss ich nicht einmal den Computer herunterfahren oder die Wohnungstür abschließen, denn ein Auswärtsspiel in eine nahe liegende Randstädt wird ohne Rennsteigwanderung oder Ostseebaden absolviert; wie ein Ausflug in die Müggelberge. Wir fahren mit dem Auto, denn Fußball ist Freiheit, wie Bob Marley sagte, und diese Freiheit sollte garantieren, dass vernünftige Musik während der Fahrten zu hören ist. Ich verkrafte keinen Fan-Bus mit After-Milleniums-Schlagerpop.

Der BFC jedenfalls will gegen Rasenballsport II gewinnen, so wie in den nächsten Wochen und Monaten gegen andere Truppen, um aufzusteigen, obwohl er als jahrelanger Oberligist erst das zweite Jahr in der Regionalliga spielt. Doch weil in den Vorjahren viele Oberligisten, wie die TSG Neustrelitz oder der Berliner AK, vor dem BFC aufstiegen, ist diese 4. Liga wieder nur eine gefühlte 5. Liga; da macht sich ein Marsch in die 3. Liga mit Fortuna Köln oder VfL Osnabrück einfach besser. Obwohl jeder Aufstieg mit weiteren Preissteigerungen, Reisestrapazen und Ordnungsgängeleien verbunden ist. Irgendwann muss man aber raus aus dem Nordosten.

Der BFC Dynamo spielt in der Regionalliga den ansehnlichsten Hurra-Fußball, wenn auch derzeit nicht den erfolgreichsten. Aber die Saison ist lang und die vor dem BFC platzierten Truppen bekommen alle noch eine rüber. Diesen Sonntag soll der Neuling aus Makranstädt an der Reihe sein, er nennt sich RBL II und wird sich unser Gezeter anhören müssen; vor allem wenn er seinen sportlichen Aufwärtstrend bestätigt. Red Bull gegen Dynamo, das gibt’s in keinem Russenfilm! Und falls das Spiel nicht stattfindet, ist Leipzig immer noch eine Kulturhochburg, oder Hype-zig, wie manch Messemensch sagt. Leipzig-Besuche sind wie Zeitreisen in den Prenzlauer Berg der 90er, also ziemlich dufte 50 Lichtjahre vom Heimcomputer entfernt.

Das nächste BFC-Heimspiel BFC findet übrigens am 27. November im Cantianstadion gegen den FC Oberlausitz Neugersdorf statt. Deshalb will Dynamo hoch in die 3. Liga.

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