Der moderne Schildbürgerstreich

Der TSV Schildau wollte den linken Fans von Roter Stern Leipzig Fahnen verbieten und verlor dadurch viel Geld

  • Ullrich Kroemer, Leipzig
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Der Leipziger Fußballverein Roter Stern ist durch seinen Kampf gegen Rassismus bekannt. In Schildau sollten seine politischen Botschaften untersagt werden, doch die Fans zeigten sich einfallsreich.

Das nordsächsische Städtchen Schildau rühmt sich, Originalschauplatz der Schildbürgerstreiche zu sein. Der Legende nach versuchten die Schildbürger, Licht in Eimern und Säcken ins fensterlose Rathaus zu tragen oder Salz auszusäen. Laut Schildaus ehemaligem Pfarrer Gerhard Schollmeyer verstehe man heute unter Schildbürgerstreichen »bürokratische Überspitzungen, kommunale Borniertheiten und amtliche Fehlentscheidungen«. Die Provinzposse, die sich am vergangenen Samstag in der knapp 8000 Einwohner zählenden Gemeinde zutrug, passt ganz gut dazu.

Vor dem Gastspiel in der Fußball-Landesklasse (siebte Liga) von Roter Stern Leipzig, dessen Mitglieder und Fans aktiv gegen Neonazismus, Rassismus und Diskriminierung eintreten, wappnete sich der TSV 1862 Schildau wie folgt: »Um andere Leute nicht zu provozieren«, wie der Vereinsvorsitzende Uwe Tempel sagt, verbot der Klub eigens für dieses Spiel durch eine Ergänzung der Hausordnung alle Fahne...


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