Der Papst im Krisenland
Bangui letzte Station auf Afrika-Reise von Franziskus
Die Zentralafrikanische Republik ist nicht das sicherste Land für den Papst, unter den drei Stationen seiner Afrika-Reise aber wahrscheinlich jenes, das am meisten von der Symbolik eines so hohen Besuches der Katholischen Kirche profitieren könnte. Die Friedenstruppen der Vereinten Nationen sowie französische Streitkräfte versuchen schon seit einiger Zeit, Ruhe in die ZAR zu bringen. Krieg und Gewalt regieren dort schon seit Jahrzehnten. In den vergangenen drei Jahren wandelte sich der Konflikt dann auch noch zu einem - zumindest vorgegebenen - religiösen Streit. Seit der Machtübernahme der vornehmlich muslimischen Seleka-Rebellen aus dem Landesnorden im März 2013 befindet sich die Republik im ständigen Aufruhr. Die Rebellen nutzten den Eindruck der Menschen aus, dass die Zentralregierung seit langem einen Teil der Bevölkerung ausgegrenzt. Doch wählten die Aufständischen auf ihrem Weg zur Macht vor allem christliche Gemeinden und Kirchen als Zielscheiben. Gegengewalt ließ nicht lange auf sich warten; die Auseinandersetzungen dauern bis heute an.
Die Situation ist ständig angespannt. Schüsse und Explosionen gehören zum Alltag der Hauptstadt Bangui. Auch im Rest des Landes sieht es nicht viel besser aus: Städte und Dörfer sind geteilt, Hunderttausende von Menschen mussten aus ihren Heimatorten in Enklaven fliehen, die weder muslimisch noch christlich sind. Die Polizei des Vatikans hatte deshalb vor der Ankunft von Franziskus alle Hände voll zu tun, um die Veranstaltungsorte auf ihre Sicherheit zu prüfen.
Die Zentralafrikanische Republik ist reich an Mineralen - wahre Ursache für die Gewalt ist so vor allem der Kampf um die Kontrolle über Gold- und Diamantenvorkommen. Auch die religiösen Führer sind sich da einig: Das ist kein religiöser, sondern ein machtgieriger Konflikt der Politik, der eine falsche, aber sehr gefährliche Spaltung im Land hervorgerufen hat. Dieses Wissen hilft allerdings nicht gegen die anhaltenden Angriffe. Selbst während der Diskussionen um die Sicherheitsvorkehrungen für den Papstbesuch begann genau vor der Moschee ein Schusswechsel.
In der ZAR werden Gemeinden manipuliert, und das könnte einer der Gründe dafür sein, dass der Pontifex das Land trotz deutlicher Sicherheitsbedenken unbedingt besuchen wollte. Seine Anwesenheit lenkt die Aufmerksamkeit auf die Sinnlosigkeit der Spaltung und könnte außerdem dabei helfen, die Gemeinden gegen die Gewalt zu vereinen.
Auch Catherine Samba-Panza, Übergangspräsidentin der Republik, hofft, dass der Papst als »Friedensbotschafter« zwischen den Fronten vermitteln wird. »Die Zentralafrikaner wissen, dass der Papst ein Botschafter des Friedens ist und sie hoffen, dass die Botschaft, die er bringen wird, ein Auslöser für das nationale Wiederaufleben des liebenden Bewusstseins sein wird«, zitiert sie die zentralafrikanische Radiostation Ndeke Luka. Die Bürger müssten wieder lernen, andere zu akzeptieren, zusammen zu leben und gemeinsam für den Frieden und den Wiederaufbau des Landes zu wirken.
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