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Vom Exoten zum Problemwolf

Die Debatte über den Umgang mit Canis lupus wird schärfer - nicht nur in Ostdeutschland

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.
Strenge Gesetze schützen den hierzulande wieder heimisch gewordenen Wolf. Dennoch werden - wie jetzt in Sachsen-Anhalt - Wölfe erschossen. In Niedersachsen spitzt sich der Streit um die Tiere zu.

Nur kurze Lebenszeit war einer Wölfin in den Wäldern des Jerichower Landes (Sachsen-Anhalt) vergönnt, traf sie doch der Schuss eines noch unbekannten Täters. Tot lag das etwa einjährige Tier an einem Weg zwischen Loburg und Lübars unweit der Grenze zu Brandenburg, als es am Montag ein Jagdpächter entdeckte.

Die Wölfin wurde nach Berlin gebracht, wo sie Fachleute des Institutes für Zoo- und Wildtierforschung untersuchen. Dabei könnte festgestellt werden, welche Munition der Unbekannte verwendete - ein wichtiger Hinweis für die Polizei bei der Suche nach dem Schützen. Dessen konsequente Bestrafung fordert mittlerweile der Landesjagdverband, der die gesetzwidrige Wolfstötung ausdrücklich verurteilt.

Unrechtmäßige Tötungen der streng geschützten Wildtiere hatten schon in anderen Bundesländern für Aufsehen gesorgt. So waren 2014 in Sachsen gleich zwei erschossene Wölfe gefunden worden - ohne Köpfe. Im niedersächsischen Kreis Lüchow-Dannenberg hatte ein Jäger Ende 2007 unerlaubt einen Wolf erschossen, ein Gericht verurteilte den Mann zu 1000 Euro Geldstrafe.

So wie damals der verbotene Schuss Aufregung und Protest auslöste in Niedersachsen, so sehr erhitzt dort zurzeit die »Goldenstedter Wölfin« die Gemüter. Das Tier hat mittlerweile ähnliche »Berühmtheit« erlangt, wie einst der berüchtigte »Würger vom Lichtenmoor«, ein Wolf, der um 1948 im norddeutschen Heideraum zahlreiche Nutztiere getöteten hatte.

Die Wölfin von Goldenstedt, benannt nach einem Ort im Kreis Vechta, soll dort und im Nachbarkreis Diepholz bisher über 120 Schafe gerissen haben. Mit dieser Zahl argumentierten Abgeordnete der oppositionellen CDU-Fraktion im Landtag vor kurzem im Parlament für den Abschuss der Wölfin. Die Union weiß sich dabei an der Seite jener Schafhalter, die seit Monaten immer wieder über tot gebissene Tiere klagen und diese Verluste der Wölfin zuschreiben. Nachgewiesen sind ihr jedoch bislang erst 45 Risse, weitere DNA-Analysen stehen noch aus. Zugenommen unter den Schäfern der Region hat der Groll gegen Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne), weil der sich vehement gegen den Abschuss des verdächtigen Raubtiers sträubt. Immer wieder appelliert er an die Schafhalter, ihre Herden »wolfsabweisend zu schützen«. Immerhin fördere das Land solche Maßnahmen.

Was aber nutzt ein stattlicher Zaun, wenn er für die Wölfin kein Hindernis mehr darstellt? Sie steht in Verdacht, unlängst in der Region einen 1,40 Meter hohen Elektrozaun übersprungen und dann Schafe gerissen zu haben. Sofern sie dazu fähig ist, wertet sie auch Frank Faß, Leiter des Wolfszentrums Dörverden, als »Problemwölfin«. »Es muss eine Option geben, dieses Tier zu entnehmen«, so der Experte im Fachjargon.

Das möchte der Umweltminister nicht. Er betonte auch während eines internen Gespräch mit Tierhaltern am Montagabend, dass einem Abschuss »rechtlich sehr hohe Hürden« entgegen stehen. Als »ersten Schritt« habe der Minister jetzt die Besenderung der Wölfin angeordnete, so sein Sprecher Rudi Zimmeck gegenüber »nd«. Fachleute werden das Tier fangen und mit einem kleinen Funkgerät ausstatten, das fortan verrät, wo es Wald und Flur durchstreift.

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