Überqualifiziert und unterbezahlt
Kindheitspädagogische Studiengänge gibt es seit 2004. Bundesweit existieren heute mehr als 100 solcher Studiengänge; die Mehrheit davon schließt mit dem Bachelor ab. Weiterbildungsangebote, die zu Leitungs- und Managementtätigkeiten in Kitas qualifizieren, gibt es an 22 Hochschulen.
Mittlerweile haben 13 Bundesländer die Berufsbezeichnung »Kindheitspädagogin/-pädagoge« eingeführt und mit der staatlichen Anerkennung verbunden. In Rheinland-Pfalz ist der Studiengang mit der Anerkennung als »Sozialpädagogin/-pädagoge« verknüpft, Bremen verwendet die Berufsbezeichnung »Elementarpädagogin/-pädagoge«. In Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ist eine gesetzliche Verankerung der Anerkennung geplant. Voraussetzung für die Anerkennung ist ein entsprechender Praxisanteil im Studium von mindestens 20 Wochen.
Die ersten Ergebnisse der im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung 2013 gestarteten Langzeitstudie »Übergang von fachschul- und hochschulausgebildeten pädagogischen Fachkräften in den Arbeitsmarkt« (ÜFA) lassen darauf schließen, dass eine akademische Aufwertung des Erzieherberufs mehr berufliche Sicherheit verspricht. So liegt bei den Kindheitspädagogen der Anteil der befristeten Arbeitsverhältnisse mit 41 Prozent unterhalb dem der an Fachschulen ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher (61 Prozent).
Im Rahmen der ÜFA-Arbeitskräftebefragung stellte sich heraus, dass 71 Prozent der Kindheitspädagogen in der Kita-Betreuung und 17 Prozent in anderen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe (z.B. Schulhorte, Erziehungsberatung, Jugendzentren, Eltern- und Familienbildung) arbeiten, aber nur 12 Prozent in Arbeitsfeldern tätig sind, die einen akademischen Berufsabschluss voraussetzen (z.B. Fort- und Weiterbildung, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Lehre, Forschung). Bei Kindheitspädagogen mit vorheriger abgeschlossener Fachschulausbildung arbeiten auch nach dem Studium 65 Prozent im alten Berufsfeld, 12 Prozent in anderen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, 23 Prozent üben Tätigkeiten aus, die ihrer akademischen Qualifikation entsprechen.
Arbeiten Kindheitspädagogen in der Kita, werden sie in der Regel wie Erzieherinnen entlohnt. Das Gehalt schwankt je nach Bundesland und Tätigkeitsfeld (z.B. Intergrations-Kita oder Gruppenleitung) zwischen 2300 und 2700 Euro brutto im Monat und liegt damit im Schnitt mehr 1000 Euro unter dem Tariflohn einer Sozialarbeiterin bzw. eines Sozialarbeiters. jam
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.