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Abrissangst weicht Richtfestfreude

Niedersachsen: Nach ernsten Zweifeln scheint der neue Plenarsaal des Landtages doch pünktlich fertig zu werden

  • Hagen Jung, Hannover
  • Lesedauer: 3 Min.
Wie geplant, soll der neue Plenarsaal des Niedersächsischen Landtages 53 Millionen Euro kosten und 2017 fertig sein. Anfang 2015 hatten noch Verzögerungen und Mehrkosten gedroht. Jetzt war Richtfest.

Solch ein Richtkranz freue ihn, rief Niedersachsens Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD) am Montag den 350 eingeladenen Gästen im Landtag zu. Aus Sicht des obersten Geldwächters lobte er die Sparversion eines Richtfestschmucks: ein ziemlich mageres Gebilde aus Nadelbaumzweigen, das zudem nicht über der Baustelle schwebte, sondern in der Eingangshalle zum Plenarsaal, die sich im angrenzenden Leineschloss befindet. Örtlich ging es nicht anders, denn der künftige Plenarbereich hat bislang kein Dach, es wird aber noch vor Weihnachten aufgesetzt.

Dass dies so termingerecht geschehen kann, war noch im Februar zu bezweifeln, als Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) die Nachricht ereilte: Beton und Stahlbewehrung des 1962 errichteten Plenarkomplexes, in den der neue Saal hinein gebaut wird, sind marode. Zu dieser Diagnose waren Fachleute nach Überprüfung der Mauern gekommen.

»Das macht mich richtig sauer«, ärgerte sich Busemann seinerzeit in einem Interview über die schlechte Botschaft, die das nach jahrelangen Schwierigkeiten entwickelte Plenarsaal-Konzept vollends über den Haufen zu werfen drohte. Mussten die bröckeligen Mauern abgerissen, musste der Plenarbereich nach den Plänen des alten Gebäudes neu errichtet werden? Wie lange würde das dauern, wie teuer werden? Doch nur zehn Tage lang mussten sich die Verantwortlichen mit solchen Fragen quälen, dann gab es Entwarnung. Untersuchungen ergaben: Die Mauern können saniert werden, das kostet etwa eine Million Euro. »Wir hoffen, dass wir das auffangen können«, kommentierte der Finanzminister diese Prognose. Es durfte weiter gebaut werden.

Und so freute sich Präsident Busemann nun beim Richtfest: Es erfülle ihn »mit einer großen Portion Zufriedenheit«, dass Niedersachsen mit dem Projekt im Zeit- und Kostenrahmen sei. Der Umbau solle den Anforderungen eines modernen, transparenten und zweckdienlichen Plenarsaals gerecht werden. Kein pompöses, sondern ein bürgerfreundliches Parlamentsgebäude entstehe. Auch barrierefrei werde es sein.

An den alten Plenarsaal erinnerte Busemann nicht, und das wird ihm auch niemand verübelt haben. Dem Raum mit seinen ungenügenden Lichtverhältnissen, mit schlechter Luft und miserabler Akustik mag man nicht nachtrauern.

Auch hatten auf der Gästetribüne des früheren Saales nur 146 Bürgerinnen und Bürger Platz. Künftig können 261 Interessierte vom Besucherbereich aus das Tun und Lassen der Parlamentarier miterleben, voraussichtlich ab Sommer 2017.

Bis dahin werden rund 100 Mitarbeiter von 40 Unternehmen auf der gut 11 000 Quadratmeter großen Baustelle noch viel zu tun haben, sagte der Finanzminister und lobte das Engagement der fleißigen Leute, die in den vergangenen Monaten zeitweise auch samstags und nachts gearbeitet hatten. »Das ist das, was das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht tut«, hämte Schneider in Richtung Nürnberg.

Weiter hart gearbeitet, so der Minister, werde von allen Beteiligten daran, den Kosten- und Zeitrahmen einzuhalten. Allerdings könnte das Ganze durchaus ungünstig beeinflusst werden: durch Insolvenzen, geänderte Bauabläufe oder das Wetter. Nach dieser Mahnung hatte Schneider dann aber wieder aus der Sicht des amtlichen Sparers Grund zum Freuen: Als Richtschmaus gab es, zubereitet von Köchen eines niedersächsischen Gefängnisses, Erbsensuppe mit Würstchen. Sie schonte nicht nur das Steuersäckel, sie schmeckte auch gut.

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