Alte Bekannte bleibt auf dem Ring
Senat hat entschieden: Die Deutsche Bahn darf die Strecke weiter betreiben
Die S-Bahn Berlin GmbH erhält die Chance zur Wiedergutmachung: Die bundeseigene Deutsche Bahn wird mit ihrem Tochternehmen weiterhin den S-Bahn-Ring betreiben. Dies ist das Ergebnis eines Ausschreibungsverfahrens, das Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am Dienstag bekannt gab. Zuvor hatte bereits die Landesregierung Brandenburgs zugestimmt. Ursprünglich sollte der neue Betreiber schon vor zwei Jahren feststehen, doch etliche Pannen verzögerten das Verfahren.
Der Zuschlag soll am 21. Dezember erteilt werden. Dann endet die Einspruchsfrist unterlegener Bieter. Die Frage, ob es überhaupt Bewerber gegeben habe, die bis zum Schluss durchhielten, beantwortete Geisel ausweichend. Nicht alle hätten die Konditionen akzeptiert. Dem Vernehmen nach war die Bahn am Ende der einzige Bewerber.
Wegen der Pannen wird der neue Verkehrsvertrag, der eine Laufzeit von 15 Jahren hat, nicht schon wie geplant ab 2017, sondern erst ab 2021 wirksam. Ab diesem Zeitpunkt werden auf dem Ring und seinen südöstlichen Zulaufstrecken sukzessive insgesamt 191 neue Doppelwagen eingesetzt, 20 Prozent mehr als derzeit. Die muss die S-Bahn beschaffen. Zuerst wird die Linie S 47 mit neuen Wagen bestückt, zuletzt 2023 die Ringbahnlinien S 41 und S 42 selbst. Geisel versprach eine zuverlässige Fahrzeuggeneration mit hohen Standards. So werden sie barrierefrei und klimatisiert sein, über Außenlautsprecher an Türen, Echtzeitinformationen über die nächsten Anschlüsse und über eine Vorrichtung zur Spaltverringerung an Bahnsteigen verfügen.
»Wir wollen mit dem Vertrag Fehler der Vergangenheit ausmerzen, als wir hilflos zusehen mussten, wenn die Bahnen unzuverlässig fuhren«, erinnerte der Senator an die »dramatische« S-Bahn-Krise von 2009 (siehe Kasten). Mit dem neuen Vertrag sollen schlechte Leistungen der S-Bahn konsequenter sanktioniert werden. Das reicht von finanziellen Abzügen bis zum Recht, den Vertrag außerordentlich zu kündigen. In diesem Fall sei die S-Bahn verpflichtet, die Fahrzeuge den Ländern bzw. einem von ihnen beauftragten Vertragspartner gegen einen festen Preis zu übergeben. Was der neue Vertrag Berlin kostet, wollte Geisel angesichts des offiziell noch bis 21. Dezember laufenden Verfahrens nicht preisgeben. Die zuletzt gehandelten Mehrkosten von bis zu 1,5 Milliarden Euro verwies er ins Reich der Spekulation. Gegenüber dem bisherigen Vertrag hat er einen Unterschied von plus 370 Millionen Euro errechnet, im Schnitt 25 Millionen Euro pro Jahr. Darin sind allerdings noch nicht die Kosten enthalten, die für die Ertüchtigung der alten S-Bahn-Wagen anfallen, die jetzt bis 2023 durchhalten müssen. Und wegen des verspäteten Vertragsbeginns sind teure Interimsverträge fällig.
Die Oppositionsparteien kritisierten das Ergebnis denn auch als »Flop« (LINKE) und »Fiasko« (Grüne). S-Bahn-Chef Peter Buchner freute sich: »Wir sind dankbar dafür, dass wir uns das Vertrauen der Auftraggeber und der unserer Fahrgäste wieder erarbeiten durften.«
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