»Die Großfamilie ist alles, der Rechtsstaat ist nichts«
Paralleljustiz findet laut einer Studie vor allem in traditionellen, männerdominierten Milieus statt - Frauen sind meist die Leidtragenden
Außergerichtliche Streitbeilegungen werden vom Senat nicht prinzipiell negativ bewertet. Laut einer Studie wollen in Berlin einige Familiennetzwerke gleich ganz unter sich bleiben.
»Wir wirken auf deinen Mann ein, damit er dich nicht mehr schlägt. Aber gehe nicht zu den Behörden, diese nehmen euch noch die Kinder weg.« Diese von einem »Schlichter« an ein Opfer häuslicher Gewalt gerichtete Drohung sei ein typisches Beispiel für eine informelle Rechtssprechung, erklärt der Islamwissenschaftler Mathias Rohe von der Universität Erlangen-Nürnberg. Am Mittwoch stellte er gemeinsam mit Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) eine vom Senat in Auftrag gegebene Studie zum Thema »Paralleljustiz in Berlin« vor.
»Am häufigsten kommt es zu Problemen bei Zwangsehen und Scheidungen«, sagt Rohe. »Betroffene Frauen die Hilfe suchen, werden bedroht, eine staatliche Einmischung in Privatangelegenheiten abgelehnt.« Für die Studie führten Wissenschaftler 93 Interviews mit Vertretern migrantischer Gemeinden, Behörden und Nichtregierungsorganisationen. Der Hauptbefund besagt, dass in Berlin vor allem sogenannte Großfamilien ihre Konfl...
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