Die tunesische Revolution hat ihren Preis

Beherzte Patrioten haben einen Bürgerkrieg abgewendet und dafür den Friedensnobelpreis erhalten

  • Mirco Keilberth, Tunis
  • Lesedauer: ca. 7.0 Min.

Tunesien hat keinen so blutigen inneren Konflikt erlebt wir seine Nachbarstaaten. Vor einer Zerreißprobe steht das Land dennoch.

Hmida Ennaifer schließt vorsichtig die Tür seines Büros auf. Der Religionswissenschaftler führt im Hauptstadt-Bezirk Bardo das Büro einer Nichtregierungsorganisation für Kultur und Pluralität - immer ein Ziel für Extremisten. Doch die Niedergeschlagenheit über die politische Lage, die ihm noch bei unserem letzten Treffen vor einem Jahr anzusehen war, hat er abgelegt.

»Ich habe mir die Hoffnung auf einen schnellen Wandel aus dem Kopf geschlagen«, sagt der 57-Jährige, der 30 Jahre an der Zitouna-Universität Religionswissenschaften gelehrt hat. Wie viele Tunesier ist Ennaifer empört über die Schlagzeilen der westlichen Medien, laut denen die zurückliegenden Jahre aus Tunesien, der letzten Hoffnung des arabischen Frühlings, einen Hort des Terrorismus gemacht hätten. »Wir sind genauso Opfer der Extremisten wie die Europäer«, sagt er.

Der Tod von 30 Touristen im Bardo-Museum im Frühjahr hat in der tunesischen Gesellschaft tiefe Spuren hinterl...


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