Brandenburg prüft Schulobstprogramm

Schüler sollen ebenfalls in den Genuss einer Förderung der Europäischen Union kommen, um mit frischer, regionaler Kost beliefert zu werden

  • Anja Sokolow
  • Lesedauer: 3 Min.
Während Schüler in anderen Bundesländern seit Jahren gratis und regelmäßig Obst und Gemüse bekommen, weigert sich Brandenburg bisher, sich am Schulobstprogramm der EU zu beteiligen.

Können Brandenburgs Schüler doch noch regelmäßig kostenlos Äpfel oder Birnen bekommen? Das Land will jetzt prüfen, ob ein eigenes Schulobstprogramm eingeführt werden könnte. Das geht aus der Antwort von Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage hervor. Erste Ergebnisse würden im kommenden Schuljahr erwartet. Auch eine Lösung mit EU-Mitteln ist noch nicht ganz vom Tisch.

Brandenburgs Obstbauern fordern seit langem, dass sich das Land an dem entsprechenden Programm der Europäischen Union (EU) beteiligt. Auch die Fragestellerin und ehemalige Gesundheitsministerin Anita Tack (LINKE) spricht sich für mehr Obst und Gemüse an den Schulen aus.

Das EU-Schulobstprogramm gibt es bereits seit 2009. Es soll helfen, Schüler regelmäßig und kostenlos mit frischer Kost zu versorgen. Die EU hat die Gesamtmittel im Jahr 2014 von jährlich 90 Millionen Euro auf 150 Millionen aufgestockt. Der Eigenanteil, den die Länder zu leisten haben, wurde von 50 auf 25 Prozent gesenkt.

Die CDU-Fraktion im Landtag hatte in diesem Jahr bereits einen Antrag gestellt, für 2015 und 2016 jeweils 236 000 Euro für ein solches Programm im Haushalt einzuplanen. Die Fraktion schlug vor, eine der beiden Staatssekretärsstellen im Haus von Europaminister Helmuth Markov (LINKE) samt Fahrer, Auto und Sekretärin einzusparen, um das Schulobstprogramm zu finanzieren. Doch der Versuch scheiterte.

Laut Bundesministerium für Landwirtschaft entwickelt sich das Programm bundesweit zu einer Erfolgsgeschichte. Neun Bundesländer beteiligen sich. Minister Vogelsänger hatte immer wieder hohe bürokratische Hürden als Grund für Brandenburgs ablehnende Haltung genannt. »Die Regularien sind in der Praxis kaum handhabbar«, sagt sein Sprecher Jens-Uwe Schade. Für die Umsetzung brauche das Land neues Personal oder müsse Mitarbeiter von anderen Aufgaben abziehen.

»Rechnet man das Ganze durch, kommen bei den Kindern nur Centbeträge an. Deshalb prüft das Land auch andere Wege«, sagt Schade. Die EU plane, das Schulobst- mit dem Schulmilchprogramm zu kombinieren, so Schade. Möglicherweise sei das eine Option. An letzterem Programm beteiligt sich das Land bereits.

Der Geschäftsführer des Gartenbauverbands Berlin-Brandenburg, Andreas Jende, bedauert, dass Brandenburg bislang nicht mitmacht beim Schulobst. EU-Mittel könnten wegen der fehlenden Kofinanzierung durch das Land nicht genutzt werden.

Laut Anita Tack könnte ein Obstprogramm Schülern auch regionale Produkte näherbringen sowie Obstbauern unterstützen. Das sieht auch Jende so. Regionale Erzeuger sollten profitieren. »Es geht immerhin um kurze Lieferketten und regionale Wertschöpfung.« Geliefert werden könnten Äpfel, Aprikosen, Kirschen, Erdbeeren, Pflaumen und in begrenztem Umfang Birnen. Heidelbeeren würden zunehmend angebaut.

Der Potsdamer Stadtverordnete Sascha Krämer (LINKE) hatte 2014 versucht, in der Landeshauptstadt ein Modellprojekt anzuregen. Er sei an einer fehlenden brandenburgischen Regelung gescheitert. »Was in anderen Bundesländern möglich ist, dauert in Brandenburg eine gefühlte Ewigkeit. Ich verstehe nicht, warum sich nicht Expertise aus einem der neun anderen Länder geholt wird«, sagt Krämer. Die bisherige Bewertung des Schulobstprogramms habe gezeigt, dass Obst und Gemüse immer beliebter wurden. dpa

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