Pegida setzt auf Provokation

Organisator Lutz Bachmann kündigt Aufmarsch in der alternativ geprägten Dresdner Neustadt an / »Dresden Nazifrei« kündigt Gegenproteste an

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Lutz Bachmann weiß zu provozieren: Statt wie bisher vor der Alstädter Semperoper soll Pegida am 21. Dezember in der von der alternativen Szene geprägten Dresdner Neustadt aufmarschieren. Doch noch gibt es viele Unklarheiten.

Normalerweise ist der Youtube-Kanal von Lutz Bachmann keinen Besuch wert. Doch zwischen Hundevideos, einer Schuleingangsfeier von 1979 und seiner wöchentlichen Selbstdarstellung auf dem Dresdner Theaterplatz findet sich als einer der jüngsten Beiträge eine Ankündigung, mit der der Pegida-Organisator provoziert: Bachmann verkündet in dem mit seinem Smartphone selbst gedrehten Clip, den wöchentlichen Pegida-Aufmarsch am 21. Dezember nicht wie gewohnt vor der Altstädter Semperoper, sondern in der von der alternativen Szene geprägten Dresdner Neustadt stattfinden lassen zu wollen.

Wann und wo genau, ließ Bachmann ebenso offen wie die Frage, ob er seine Pläne bereits mit der Stadtverwaltung abgesprochen habe. Mit dieser liegt Pegidas bekanntestes Gesicht bekanntermaßen im Streit. So hatten sowohl die Initiative »Herz statt Hetze« als eben auch Pegida zunächst für den 21. Dezember eine Kundgebung auf dem Theaterplatz angemeldet. Wer allerdings den Vorrang bekommen sollte, darüber schwieg sich Dresdens Verwaltung zumindest bis zum Montagabend aus.

Bachmann wurde das Warten nun offenbar zu viel. Am Montagabend verkündete der Pegida-Organisator vor seinen Anhängern, er habe seine Anmeldung für den Theaterplatz zurückgezogen. Stattdessen solle es nun »nach jetzigem rechtlichen Stand« einen »Weihnachtsliederspaziergang mit musikalischer Begleitung« in der Dresdner Neustadt geben, der am Schlesischen Platz auf Höhe des Neustädter Bahnhofs beginnen soll. Vorsorglich drohte Bachmann schon einmal, im Fall des Widerstands der Stadtberwaltung den fremdenfeindlichen Aufmarsch »bis zum Bundesverwaltungsgericht durchfechten«.

Sowohl das Bündnis »Dresden Nazifrei« als auch die Initiative »Herz statt Hetze« reagierten zunächst zurückhaltend auf die Ankündigung Bachmanns. Noch am Montagabend teilte »Dresden Nazifrei« mit, bisher liege noch kein Schreiben der Stadt vor, wer am 21. Dezember auf den Theaterplatz dürfe. Auch die Ankündigung Bachmanns auf Verzicht werde das Bündnis erst berücksichtigen, sobald eine klare Entscheidung der Verwaltung vorliege.

Doch auch für den Fall eines Pegida-Aufmasches in der Neustadt bereite man sich vor. »Bereits an dem Tag, an dem Bachmann erstmals diese Idee geäußert hat, haben wir eine Demo durch die Neustadt angemeldet«, erklärte das Bündnis auf seiner Facebook-Seite.

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