Strohfeuer zu Weihnachten
Viele Heime geben vorm Fest keine Tiere heraus - zum Beispiel in Sachsen-Anhalt
Magdeburg. Tierheime in Sachsen-Anhalt wollen verhindern, dass ihre Schützlinge zu Weihnachtsgeschenken werden. Deshalb vermitteln sie in der Vorweihnachtszeit keine Tiere. Gerade in den Tagen nach der Bescherung werden Hunde, Katzen oder Nager häufig wieder zurückgegeben, weil das Geschenk doch nicht das Richtige war.
»Außerdem sollen die Tiere nicht im Trubel von Weihnachten und Silvester in einer neuen Umgebung ankommen«, nannte ein Mitarbeiter des Tierheims in Dessau weitere Gründe für den Vermittlungsstopp. Tiere kämen meist mit einer Vorgeschichte im Heim an und sollten nicht nach ein paar Wochen mit einer neuen Geschichte zurückkommen, betonte er.
Angenommen werden gefundene Tiere aber trotzdem, wie die Mitarbeiter der Heime in Sachsen-Anhalt bestätigten. »Interessenten können auch gerne im Dezember kommen und sich die Tiere anschauen. Aber wir geben die Tiere erst im neuen Jahr heraus. Ansonsten läuft unser Betrieb auch im Dezember ganz normal weiter«, erklärte eine Sprecherin im Tierheim Stendal. Der Vermittlungsstopp in den Einrichtungen wird zu Beginn des neuen Jahres wieder aufgehoben.
Das Tierheim in Halle gebe Tiere generell nicht als Geschenke an Kinder heraus, betonte eine Mitarbeiterin. Auch bei Erwachsenen müsse der neue Besitzer dabei sein, damit sich die Vermittler einen Eindruck machen könnten, so die Sprecherin.
Im Magdeburger Tierheim ist es schon seit Jahren üblich, vor Weihnachten keine Tiere mehr zu vermitteln. »Natürlich können zu den normalen Öffnungszeiten Leute herkommen, die Interesse an einem Tier haben«, sagte Heimleiter Andreas Reichardt. Abgegeben würden die Tiere jedoch erst nach den Feiertagen.
Auch in anderen Bundesländern stoppen zahlreiche Tierheime zur Weihnachtszeit die Vermittlung. »Wir wollen nicht, dass Leute Tiere kaufen und sie als Geschenk weitergeben«, heißt es etwa beim Tierheim im sächsischen Chemnitz. Der Vermittlungsstopp dauert dort vom 22. bis zum 31. Dezember. Das Tierheim rät Interessenten, einen Gutschein zu verschenken und dann gemeinsam ins Heim zu kommen, ums sich das passende Haustier auszusuchen. So lange der Platz vorhanden sei, würden Hunde, Katzen oder Nager in diesem Zeitraum aber trotzdem angenommen.
Auch das Konrad-Adenauer-Tierheim in Köln-Zollstock gibt vom 14. Dezember bis zum 4. Januar keine Tiere ab. »Wir haben es in der Vergangenheit leider oft erlebt, dass vor allem zu Beginn der Sommerferien Tiere zu uns kamen, die offenbar ein Weihnachtsgeschenk waren«, sagte eine Sprecherin. Das könne vom Alter der Tiere abgeleitet werden. Kurz vor Weihnachten meldeten sich im Heim immer viele Menschen, die noch ein Tier haben wollten. »Das machen wir nicht mehr.« dpa/nd
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