Islamische Koalition gegen jeden Terror
Saudi-Arabien formiert Allianz mit Lücken / Deutsche Ministerin fordert Einbindung in den Wiener Prozess
Riad. Bislang habe jedes islamische Land für sich allein gegen den Extremismus gekämpft, erklärte am Dienstag Mohammed Bin Salman, saudischer Verteidigungsminister und Vize-Kronprinz. Das Bündnis wolle alle »terroristischen Organisationen« bekämpfen, nicht nur die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die meisten Mitglieder der neuen Allianz haben eine islamische Bevölkerungsmehrheit. So beteiligen sich etwa Ägypten, Libyen, der Sudan, Jordanien, Marokko, Mali, Malaysia und Pakistan.
Wichtige islamische Staaten wie Iran, Irak, Afghanistan und Indonesien sind jedoch kein Mitglied. Das sunnitische Saudi-Arabien betrachtet den schiitischen Iran als größten Rivalen in der Region. Beide Staaten unterstützen etwa in den Bürgerkriegen in Syrien und im Jemen unterschiedliche Seiten. Auch Riads Verhältnis zum mehrheitlich schiitischen Irak ist angespannt. Die von Schiiten dominierte Regierung in Bagdad ist wiederum eng mit dem Iran verbündet.
Die neue Allianz solle die Bemühungen koordinieren. Sie werde auch mit anderen befreundeten Staaten zusammenarbeiten. In einer offiziellen saudischen Erklärung hieß es, die Mitglieder des Bündnisses sollten »vom Übel aller terroristischen Gruppen und Organisationen ohne Rücksicht auf deren Religion und Ziele« beschützt werden.
Die saudische Außenpolitik ist seit dem Amtsantritt von König Salman im Frühjahr deutlich aggressiver geworden, nicht zuletzt gegenüber Iran. Seit März bombardieren das Königreich und Verbündete Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen in Jemen, die von Teheran unterstützt werden sollen. Als Architekt dieser Politik gilt Verteidigungsminister Mohammed bin Salman, Sohn des Königs.
Gleichzeitig sieht sich Saudi-Arabien durch den IS bedroht. Die Terrormiliz ist mit dem Königreich verfeindet und im Norden bis an die Grenze des Landes vorgestoßen. Saudi-Arabien gehört auch zu der von den USA geführten Koalition, die in Syrien und in Irak gegen den IS kämpft. Zugleich fußt die Ideologie der Extremisten auf dem saudischen Wahhabismus, einer streng konservativen Islam-Lesart.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen rief die neue Allianz auf, sich dem Wiener Prozess anzuschließen, in dem sich alle Länder befänden, die gegen den IS kämpfen. »Dann ist das eine Hilfe für uns«, sagte die CDU-Politikerin. Bei Verhandlungen in Wien hatte sich die internationale Gemeinschaft unter anderem auf einen neuen Friedensfahrplan für Syrien geeinigt. dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.