Bombenbau »just for fun«
Zwei Männer sollen Anschlagspläne auf die israelische Botschaft entwickelt haben. Sie legten Teilgeständnisse ab
»Es ist ein Zufall, dass dieses Verfahren nur wenige Wochen nach den Pariser Anschlägen stattfindet. Die Kammer ist sich der Unterschiede zum vorliegenden Fall bewusst.« Mit diesen Sätzen leitete der vorsitzende Richter der Jugendstrafkammer im Moabiter Landgericht am Dienstagmorgen den ersten Verhandlungstag gegen die beiden 21-jährigen Angeklagten ein. Den zwei jungen Männern wird von der Staatsanwaltschaft die Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Straftat vorgeworfen.
Mohamed Al.-N. und Ali El.-I. sollen sich laut Ermittlungen von Dezember 2014 bis Juli 2015 illegale Pyrotechnik beschafft haben. Diese hätten sie in der sozialpädagogischen Einrichtung für Jugendliche in Wohnungsnot, in der beide lebten, zu einer Bombe zusammengebaut. Einem gemeinsamen Bekannten sollen die beiden dann von Anschlagsplänen auf die israelische Botschaft und weitere israelische Einrichtungen in Berlin erzählt haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hätte sich zudem einer der Angeklagten in den zurückliegenden Monaten islamistisch radikalisiert. Auf seinem weggeworfenen Handy sollen verschiedene Bild- und Tondokumente des »Islamischen Staates« (IS) gefunden worden sein.
Beide Angeklagte wiesen am Montag die Anschlagspläne zurück. Sie gestanden jedoch ein, aus mehreren »Vogelschreckböllern« und Platzpatronen eine Sprengvorrichtung gebaut zu haben. Sie hätten das Schwarzpulver in eine Dose gefüllt, dieses mit Klebeband umwickelt und mit Zahnpasta verschlossen, erklärten sie. »Wir wollten nur Blödsinn machen und etwas Krasses erleben«, sagte Ali El.-I. »Ich habe nur rumgehangen, gekifft und sah keine Zukunftsperspektive«, führte der junge Mann aus. Er habe gegenüber Bekannten möglicherweise über Gewalttaten »schwadroniert« und »angegeben«, aber nie »reale Pläne« gehabt, eine Einrichtung in die Luft zu sprengen, ließ er über seinen Anwalt verlauten. El.-I. wies zudem zurück, ein Anhänger des »IS« zu sein, erklärte aber, sich mit der Terrororganisation »beschäftigt« zu haben. Sein Stiefvater sei syrischer Flüchtling und hätte unter dem Assad-Regime sehr gelitten. Der »IS« hätte auf ihn früher eine »Faszination« ausgeübt, sagte er.
Dies bestätigte auch Mohamed Al.-N., der zweite Angeklagte. El.-I. habe in seinem Zimmer ein Bild von Bin Laden hängen gehabt und ihm Videos des »IS« und von Selbstmordattentätern gezeigt, berichtete er. Aber auch für ihn wäre der Bombenbau nur »ein Spaß« gewesen: »Ich habe beim Bau nicht daran gedacht, was danach passiert«, sagte er aus. Langeweile wäre eine Motivation gewesen. »Ich weiß nicht mal, wo die israelische Botschaft ist«, sagte Al.-N. weiter. Er gab zu, dass der Bau des Sprengsatzes seine Idee war. »Nicht, um zu töten, nur wegen des Knalls«, stellte er vor dem Richter klar.
Bei zwei aufeinanderfolgenden Hausdurchsuchungen im Sommer konnte die Polizei verschiedene Waffen und Pyrotechnikbestandteile in der Wohneinrichtung der beiden Männer sicherstellen. Die selbstgebaute Bombe wurde jedoch nicht gefunden. El.-I. gab in der Verhandlung zu, diese nach der ersten Hausdurchsuchung entsorgt zu haben. Zudem gestand er ein, auch sein Handy weggeworfen zu haben. Eine Chemikerin des Landeskriminalamts konnte als sachverständige Zeugin bestätigen, dass auf der Kleidung beider Männer Spuren von Pyrotechnik gefunden wurden. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.
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