Niederlande: Gewalt bei Protest gegen Flüchtlingsunterkunft
Polizei: Etwa 80 Menschen griffen Beamte mit Steinen, Flaschen und Knallkörper an / Polizei gab Warnschüsse ab
Deen Hag. Bei einer Demonstration gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft hat es im Osten der Niederlande gewaltsame Ausschreitungen gegeben. Mehrere Menschen wurden bei den Zusammenstößen am späten Mittwochabend nach Polizeiangaben verletzt, darunter zwei Beamte. Die Polizei feuerte Warnschüsse ab und nahm insgesamt 14 Menschen fest.
Der Vorfall ereignete sich vor dem Rathaus der Ortschaft Geldermalsen, wo hunderte Menschen gegen ein geplantes Heim für etwa 1500 Flüchtlinge demonstrierten. Nach Polizeiangaben griff eine Gruppe von rund 80 Teilnehmern des Protests Beamte an. Demnach flogen Steine, Flaschen und Knallkörper - Polizisten gaben Warnschüsse ab und lösten den Protest auf.
Nach den ersten Ausschreitungen habe sich die Lage rasch »deutlich verschlimmert«, sagte der zuständige Polizeichef Lute Nieuwerth am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Geldermalsen. »Ich bin völlig schockiert von diesem gewaltsamen Zwischenfall.«
Im Rathaus von Geldermalsen sollte am Mittwochabend eine öffentliche Diskussion über die Pläne für das Flüchtlingsheim stattfinden. Nach Polizeiangaben überwanden gewaltbereite Demonstranten auch Barrieren, um in das Gebäude zu gelangen. Die Veranstaltung wurde abgesagt.
Bürgermeisterin Miranda de Vries verurteilte die Gewalt. »Unabhängig von den Themen, die im Rat debattiert werden, sollten wir imstande sein, miteinander zu sprechen«, sagte sie und ergänzte: »In einer Demokratie, in unserer Gesellschaft diskutieren wir mit Worten.«
Bei den 14 Festgenommenen handelt es sich nach offiziellen Angaben um Einwohner Geldermalsens. Die Polizei rief Zeugen auf, sämtliches Videomaterial von den Ausschreitungen für die weiteren Ermittlungen zur Verfügung zu stellen.
Die Flüchtlingsaufnahme ist in den Niederlanden wie in anderen europäischen Staaten umstritten. Debatten auf örtlicher und nationaler Ebene gehen mitunter mit gegenseitigen Beleidigungen von Befürworten und Gegnern einher. Auch tauchten bereits Drohbriefe auf.
Die Niederlande registrierten im laufenden Jahr bereits mehr Asylanträge als je zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. Bis Mitte November gingen etwa 54.000 Anträge ein. Bis zum Jahresende werden noch tausende weitere Ersuchen erwartet. AFP/nd
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