Drei Brände in Flüchtlingsunterkunften im Nordosten
Rassistische Messer-Attacke in Berlin / Feuer an Flüchtlingsunterkunft im Emsland gelegt / Rechte Parolen an geplantem Asylheim im sächsischen Freital / Buttersäure-Anschlag auf Willkommens-Bürgerfest in Gräfenhainichen
Update 15.05 Uhr: Schulleitung verhängt Strafen nach Attacke auf Flüchtlinge in Wurzener Schule
Nach einem Angriff auf zwei Flüchtlingskinder an einer Wurzener Schule hat die Schulleitung nun Strafen gegen die Angreifer verhängt, berichtet der MDR. Der Sprecher der Bildungsagentur, Roman Schulz, sagte gegenüber dem Sender, die Strafen reichten von Verweisen bis zum Schulausschluss. Einzelheiten nannte er nicht. Gegen fünf Siebtklässler im Alter von 14 bis 15 Jahren ermittelt die Polizei wegen Körperverletzung.
Die Gruppe hatte zwei Mädchen aus Mazedonien laut MDR mehrfach auf dem Schulhof gehänselt, attackiert und schließlich gegen eine Tür geschubst. Beide Mädchen wurden dabei verletzt. Inzwischen gehen sie wieder zur Schule. »Wir gehen davon aus, dass die Lage an der Schule nun wieder zur Ruhe gekommen ist«, so Schulz.
Update 14.30 Uhr: Polizei geht bei beiden Bränden in Vorpommern von Brandstiftung aus
Nach den beiden Bränden in Vorpommern in Unterkünften, in denen Flüchtlinge leben, geht die Polizei zunächst von politisch motivierten Taten aus, berichtet der NDR. Der Staatsschutz sei für die Ermittlungen hinzugezogen worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. In beiden Fällen handele es sich vermutlich vermutlich um Brandstiftung.
Update 12.00 Uhr: Zwei Unterkünfte für Geflüchtete in Vorpommern durch Brände beschädigt
In Tutow bei Demmin in Mecklenburg-Vorpommern brach am frühen Sonntagmorgen ein Feuer im Keller eines Gebäudes aus, in dem auch Asylbewerber leben, berichtet der NDR. Nach Polizeiangaben konnten sich alle Bewohner retten und nach den Löscharbeiten in das Haus zurückkehren. Verletzt wurde niemand. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus, der Sachschaden beträgt etwa 15.000 Euro.
Vor einer Flüchtlingsunterkunft in Altenkirchen auf Rügen brannten in der Nacht mehrere Müllsäcke. Wenig später griff das Feuer auch auf die Fassade über. Die 28 Bewohner konnten das Haus unverletzt verlassen. Zur Brandursache konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Den entstandenen Schaden schätzt die Polizei auf etwa 4.000 Euro.
Weitere rassistische Anschläge und rechte Straftaten
In Deutschland reißen die Meldungen über rassistische Anschläge und rechte Straftaten gegen Flüchtlinge und deren Unterstützer nicht ab.
In Zinnowitz in Mecklenburg-Vorpommern hat es einen Brandanschlag auf ein Nebengebäudes einer Sportschule gegeben, das vorübergehend als mögliche Unterkunft für Flüchtlinge im Gespräch war. Wie die Polizei mitteilte, seien »die Reste eines sogenannten Molotowcocktails aufgefunden« worden, der »Wurfbrandsatz« sei »durch unbekannte Täter angezündet worden«, es habe aber keinen »Brandausbruch« gegeben. Der polizeiliche Staatsschutz der Kriminalpolizeiinspektion Anklam habe die Ermittlungen »wegen der versuchten Brandstiftung aufgenommen, da eine politisch motivierte Tat nicht ausgeschlossen werden kann«, so die Polizei. Es würden auch Zusammenhänge mit weiteren Bränden in Zinnowitz geprüft.
In Berlin ist in der Nacht zum Samstag ein Jugendlicher aus dem Sudan mit einem Messer angegriffen worden. Die Polizei teilte mit, der Mann sei »nach einem fremdenfeindlich motivierten Übergriff in Oberschöneweide mit einer Schnittverletzung ambulant in einem Krankenhaus behandelt« worden. Er sei von Unbekannten zunächst rassistisch beleidigt und dann mit einem Messer verletzt worden. Die Täter flüchteten, der 17-Jährige kam ins Krankenhaus. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen.
An einer als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzten Sporthalle im Emsland legten Unbekannte Feuer. Der Brand sei am Samstagmorgen bemerkt worden, teilte die Polizei mit. Am Nebeneingang einer Schulmensa in Lingen hätten Pappkartons gebrannt. Die Polizei fahndet nach den Tätern.
Im sächsischen Freital ist derweil eine geplante Flüchtlingsunterkunft erneut mit Anti-Asyl-Parolen beschmiert worden. Unbekannte sprühten rechte Parolen wie »Kein Heim« und »No Asyl« an die Fassade. Erst vor wenigen Tagen hatten Unbekannte an einem Denkmal rechte Sprüche hinterlassen. Die Parolen wie »Freital bleibt frei« oder »refugees not welcome« wurden an der Mauer der Gedenkstätte für die Opfer des Ersten Weltkrieges entdeckt,.
In Gräfenhainichen im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt hat es am Samstag einen mutmaßlichen Angriff auf ein Willkommens-Bürgerfest gegeben Unbekannte verschütteten Buttersäure auf dem Kirchplatz, wie ein Polizeisprecher am Samstag in Dessau-Roßlau sagte. Auf dem Platz war am Nachmittag ein Bürgerfest für ein weltoffenes Gräfenhainichen und gegen einen angekündigten rechten Aufmarsch geplant gewesen. Erst am Donnerstag verwüsteten Unbekannte in der Stadt eine geplante Flüchtlingsunterkunft. Agenturen/nd
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