Rund acht Millionen Deutsche halfen Flüchtlingen
EKD-Studie: Mehr Engagement als in anderen Bereichen / Größte Sorge im Zusammenhang mit Flüchtlingszahlen: Rechtsextremismus
Berlin. Jeder zehnte Deutsche engagiert sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. In einer Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gaben Anfang November 10,9 Prozent der Befragten an, aktiv in der Flüchtlingshilfe tätig zu sein, wie die Tageszeitung »Die Welt« berichtete. Damit sei das Engagement größer als in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Im Bereich Sport und körperliche Bewegung liege der Anteil der Ehrenamtlichen bei 10,1 Prozent.
Zu den Tätigkeitsbereichen der Ehrenamtlichen gehören laut der Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD etwa die Hilfe bei der Ausgabe von Kleidung und Essen, die Unterstützung eines Flüchtlingsheims in der Nähe oder die Begleitung bei Behördengängen. Auch die Aufnahme von Flüchtlingen in den eigenen vier Wänden zählt dazu - allerdings liegt der Anteil nur bei einem Prozent. Auch die Spendenbereitschaft ist recht groß. Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) erklärte, Sachspenden geleistet zu haben. Geld spendeten demnach 17 Prozent.
Mehr als die Hälfte der Bürger (52 Prozent) hat zugleich »bisher noch keine Erfahrungen« mit Flüchtlingen gemacht. Bei denjenigen Befragten, die bereits Kontakt zu Flüchtlingen hatten, überwogen laut der Studie die guten Eindrücke.
Die größte Sorge der Deutschen im Zusammenhang mit der großen Zahl an Flüchtlingen ist der Rechtsextremismus. Dass dieser wachsen wird, glauben der Umfrage zufolge 85 Prozent der Befragten. 77 Prozent befürchten Schwierigkeiten bei der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. 70 Prozent denken, es komme demnächst zu staatlichen Einsparungen in anderen Bereichen. Die kompletten Ergebnisse der Studie will die EKD am Dienstag veröffentlichen.
»Die Studie zeigt, dass 2016 zum Jahr der Integration werden muss«, sagte der Präsident des Diakonie-Bundesverbands, Ulrich Lilie, der »Welt«. Es gebe ein großes Engagement, eine noch größere Bereitschaft zu weiterer Hilfe sowie ein enormes Ethos, dass Deutschland Flüchtlingen helfen müsse. »Jetzt müssen wir die Voraussetzungen für das Gelingen von Engagement und Ethos schaffen«, forderte Lilie.
Er mahnte zudem, damit die Deutschen weiter offen für Flüchtlinge blieben, müssten sie den Eindruck gewinnen, »dass ihre eigenen sozialen Rechte nicht beeinträchtigt werden«. Bislang wisse er aber von keinem einzigen Fall, bei dem ein Deutscher einen sozialen Rechtsanspruch wegen der Flüchtlinge verloren habe. »Das muss so bleiben«, forderte Lilie. Zudem würden ein umfangreicher sozialer Wohnungsbau sowie umfangreiche Investitionen in Kitas und Schulen gebraucht, »damit Deutsche nicht befürchten müssen, für sie würden die Angebote schlechter«. epd/nd
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