Wenn der Computer nicht mag

Bremen stoppte Testlauf für anonyme Online-Bewerbung

  • Alice Bachmann, Bremen
  • Lesedauer: 2 Min.

Nachdem vor vier Jahren anonyme Verfahren bei Stellenbewerbungen von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes initiiert wurden, wollte in diesem Jahr auch Bremen einen Versuch in dieser Richtung starten. Weil aber die damalige Senatorin für Bildung und Wissenschaft, Eva Quante-Brandt (SPD) das Verfahren gleich auch noch als Online-Version testen wollte, wurde das Ganze ein echter Reinfall.

Mitte März startete der Versuch mit vollmundiger Prahlerei: Quante-Brandt sprach von »modernen und einfacheren Verfahren« und von »mehr Möglichkeiten, qualifiziertes Personal zu gewinnen«. Nach den Bürgerschaftswahlen im Mai dann musste Quante-Brandt den Bereich Bildung an ihre SPD-Genossin Claudia Bogedan abgeben. Damit wurde letztere zuständig für den Testlauf, denn der sollte bei der Besetzung von Schulpsychologenstellen erfolgen. Die entsprechenden Bewerbungen sollten auch anonym möglich sein, zugelassen waren sowohl Online-Bewerbungen auch die herkömmliche Papierversion.

Nach der Bürgerschaftswahl hörte man lange nichts in dieser Angelegenheit. Bis Anfang November die SPD-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft in einer kleinen Anfrage an den Senat nach dem Erfolg des Versuchs fragte. Schließlich gibt es mit den USA und Kanada starke Volkswirtschaften, in denen anonyme Bewerbungen alltäglich sind. Der Vorteil einer Bewerbung, in der nur Fähigkeiten und Erfahrungen, aber keine persönlichen Daten wie etwa Name, Alter oder Geschlecht genannt werden, soll in der größeren Chancengleichheit zum Beispiel für Frauen, Ältere und Menschen mit Migrationshintergrund liegen.

Die Antwort aus dem Hause Bogedan zum Stand der anonymen Online-Bewerbungen in Bremen kam inzwischen. Sie enthält zwei prägnante Sätze, in denen entweder eine solide Portion Selbstironie oder das knochentrockene Wiehern des Amtsschimmels mitschwingt.

Zu Beginn heißt es, dass leider nur zwei anonyme Online-Bewerbungsverfahren durchgeführt wurden, weil es bereits beim zweiten Verfahren zu einer »technischen Fehlersituation« gekommen sei. Der Computer war überfordert. Aber: Die Möglichkeit der Übertragung der anonymen Online-Bewerbungen auf andere Ressorts sei auf Basis der ersten Erfahrungen grundsätzlich gegeben.

Allerdings gibt es das Verfahren jetzt gar nicht mehr. Zwar wurde die zweite Runde der Bewerbungen derart zu Ende gebracht, dass das Ganze dann doch als Papierversion lief. Nach Eingang der kleinen Anfrage an den Senat wurde jedoch ein Moratorium des Online-Versuchs verfügt. Was sicherlich viel Arbeit spart und auch Nerven schont, denn bereits das Beenden der zweiten Bewerbungsrunde war sehr aufwendig. Immerhin gelang es, die beiden ausgeschriebenen Schulpsychologen-Stellen zu besetzen.

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