BER: Chaos, Korruption und Krisen
Vor 1307 Tagen hätte der Flughafen Berlin-Brandenburg eröffnen sollen. Der Stillstand bedeutete nicht, dass es langweilig wurde
15. Januar: Eine Brandenburger Initiative übergibt 29 000 Unterschriften gegen den Bau einer dritten Startbahn. Wenn bis 18. Februar 2016 genügend Unterzeichner die Initiative unterstützen, kommt ein Volksbegehren.
10. Februar: Bereits zum zweiten Mal endet die europaweite Suche nach einem Generalplaner erfolglos. Von dem ursprünglichen Unternehmen hatte sich die Flughafengesellschaft im Mai 2012 getrennt. Im August wird bekannt, dass die Schüßler-Plan Generalplanungsgesellschaft die Aufgabe übernehmen soll.
20. Februar: Der frühere Rolls-Royce-Manager Karsten Mühlenfeld wird vom Aufsichtsrat zum neuen Chef des krisengeplagten Hauptstadtflughafens gewählt. Der 51-Jährige löst seinen Vorgänger Hartmut Mehdorn Mitte März ab.
26. Februar: Ein weiterer Fall schwerer Bestechung wird bekannt. Ein Mitarbeiter soll 2012 Schmiergeld von der am Bau beteiligten Firma Imtech erhalten haben. Im Mai muss er in Untersuchungshaft. Bereits vor Prozessbeginn im Oktober werden filmreife Korruptionsdetails wie Geldübergaben an Autobahnraststätten bekannt.
27. Februar: Vor 1000 Tagen hätte der Flughafen eröffnen sollen.
13. März: Der Aufsichtsrat empfiehlt, weitere 1,1 Milliarden Euro aus öffentlichen Kassen bereitzustellen. Das ergibt Gesamtkosten von 5,4 Milliarden Euro.
23. März: Millionen Fernsehzuschauer lernen das mangels Kundschaft stillliegende Flughafenhotel kennen. Es ist Schauplatz des Showdowns im »Tatort«.
24. März: Transparency International beendet nach zehn Jahren die Zusammenarbeit mit der Flughafengesellschaft, weil nicht genug gegen Korruption beim Bau unternommen werde.
29. April: Erst wollte er nicht, dann erklärt der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) doch, den Chefposten im Aufsichtsrat übernehmen zu wollen. Anfang Juli wird er gewählt. Der Posten war seit dem Rücktritt von Klaus Wowereit (SPD) vakant geblieben.
3. Juli: Der Aufsichtsrat beschließt, dass der alte Flughafen Schönefeld nach dem Start des BER wegen absehbarer Kapazitätsengpässe noch mehrere Jahre in Betrieb bleibt. Damit verschiebt sich auch der Start des Regierungsterminals auf frühestens 2022 - elf Jahre später als ursprünglich geplant.
6. August: Der skandalumwitterte Baudienstleister Imtech meldet Insolvenz an. Die Auswirkungen auf den Bau sind zunächst unklar. Im Oktober findet sich ein neuer Eigentümer, die Arbeiten gehen weiter.
21. September: Wegen möglicher Statikprobleme stoppt die Bauaufsicht die Arbeiten am Terminal. Anderthalb Wochen später gibt sie die Baustelle wieder frei. Und noch eine Panne: 600 Brandschutzwände müssen verändert werden.
25. September: Der Aufsichtsrat leitet mehrere Vorhaben zum Kapazitätsausbau des unfertigen Flughafens ein. Unter anderem soll das alte Terminal ausgebaut werden.
4. November: Es klingt wie ein schlechter Witz: Kontrollen der Flughafengesellschaft ergeben, dass Firmen in der Vergangenheit ihre Mitarbeiter zu Unrecht als Brandschutz-Fachleute ausgegeben haben.
16. November: Angesichts schmelzender Zeitpuffer wird das Tempo auf der Baustelle erhöht und in einigen Bereichen eine Sechs-Tage-Woche eingeführt.
20. November: Von »Erpressungssituationen« spricht ein Rechnungsprüfer im Untersuchungsausschuss. Firmen sollen zusätzliche Arbeiter zurückgehalten haben, um mehr Druck zu machen.
18. Dezember: Nach Planern, Projektsteuerern und Objektüberwachern sollen nach Weihnachten auch Baufirmen zur Sechs-Tage-Woche übergehen und in zwei Schichten arbeiten. Von ursprünglich sechs Monaten Zeitpuffer sind nur noch zwei bis drei übrig. »Ende 2017« wird nun als Eröffnungstermin genannt. dpa/nd
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