Die gedankliche »Haut« der Bilder

Für Wolfram Adalbert Scheffler ist Malen Weltentdeckung auf ungewöhnlichen Wegen - eine Ausstellung in der Galerie Pankow

  • Klaus Hammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Er zeichnet, malt, photographiert, baut Objekte auf, macht sich Gedanken über Zeit und Raum, über die Funktion der Kunst in unserer Gesellschaft und über sich selbst. Alles, was der in Berlin und Dresden lebende Wolfram Adalbert Scheffler - seit 2012 hat er eine Professur an der Dresdener Hochschule für Bildende Künste - vorfindet an Dingen aus dem unsteten Strom von Botschaften und Zeichen, die durch sein Atelier hindurchfließen, die er unterwegs wahrnimmt, regen ihn zu neuen Erkenntnissen und Entwicklungen an.

Manchmal sind seine zweidimensionalen Arbeiten nur auf wenige Linien abstrahiert, der Künstler bindet sie in rhythmische Strukturen ein, befreit sie von figürlicher Assoziation, manchmal werden sie aber auch von Gegenständen hervorgerufen, die um uns sind und eine Reaktion bei uns auslösen können. Sehr oft nimmt Scheffler sich selbst in seine Arbeiten mit hinein. Er gibt dem Raum und den Gegenständen einen solchen Ausdruck, als hätte er nur die Unendlichkeit des Meeres und des Himmels vor sich. Meer und Himmel sind auch die bevorzugten Sujets seiner Photographien, die er dann in seinen Zeichnungen und Gemälden - auf wenige Komponenten reduziert - umsetzt. Oder er legt Stangen zu Zeichen zusammen und wartet auf die Ankunft der »Außerirdischen«, die ihm neue Erkenntnisse bringen werden.

Die Entstehungsmethode seiner Bilder berührt sich mit der Vorstellung der Surrealisten vom Automatismus. Die Surrealisten benutzten vorgefundene oder automatisch erzeugte Strukturen, um eine Figur heraufzubeschwören. Von Scheffler werden Flecken und Linien als Stimulans benutzt, um Figuren auftauchen zu lassen. Bruchstücke einer halb-menschlichen Welt werden durch den Fluss der schwarzen Farbe hervorgehoben oder nur teilweise getilgt. Die Bilder sind manchmal lyrisch, manchmal abgründig, aber nie überladen. Figur und Grund gehen eine enge Verbindung ein und das Weiß des Papiers ist ein aktives Element der Komposition wie die ungrundierte Leinwand. Bei dem als Kolorist bekannten Henri Matisse konnte Scheffler sehen, wie ein Maler Schwarz als eine Farbe mehr des Lichts als der Dunkelheit einsetzt. In Verbindung mit dem Weiß des Papiers ruft das Schwarz die Wirkung von Licht hervor.

Schrift, Zeichnung und Malerei wirken zusammen. »Jenseits der See« schreibt er in eine halluzinierende Landschaft, in der alles Gegenständliche verwischt ist. Der »Strandung eines Schiffes« lädt er durch rote und schwarze Kreuze außerhalb des Bildes magische Bedeutung auf. In wogenden Liniengeweben mit Durchbrechungen, Verdichtungen und Aufhellungen entwickelt er Metaphern einer gestörten Welt. Die Linie lässt ihn ein Gleichnis zum Leben, zum Schicksal und dessen Verflechtungen sehen. Sind seine Bilder »geschrieben«, so ist es Aufgabe des Betrachters, sie dann auch wirklich zu »lesen«.

Galerie Pankow, Breite Str. 8, Die - Fr 12-20 Uhr, Sa/So 14-20 Uhr, bis 17. Januar. Katalog 15 Euro .

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