München: Nach Terrorwarnung Bahnhöfe wieder offen
Bayerns Innenminister Herrmann: Geheimdienstinformationen über Drohung »von Seiten des IS« lagen vor / Hunderte Polizisten im Einsatz
Berlin. In München hat es in der Silvesternacht eine Terrorwarnung mit der Folge umfangreicher Polizeimaßnahmen gegeben. Die Dschihadistenmiliz IS soll nach Behördenangaben ein Selbstmordattentat in der bayerischen Landeshauptstadt geplant gehabt haben. Das Bundeskriminalamt habe die bayerische Polizei am Donnerstagabend darüber informiert, dass »von Seiten des IS« ein Anschlag in München geplant sei, sagte Landesinnenminister Joachim Herrmann. Der Hinweis stamme von einem »befreundeten Nachrichtendienst«, hieß es weiter. Als Anschlagsziele galten demnach der Münchener Hauptbahnhof und der Bahnhof in Pasing. Die Informationen seien zwar »nicht zu 100 Prozent belastbar« gewesen, hätten aber nicht ignoriert werden können, sagte der CSU-Politiker. Angesichts der Gefährdungslage sei es richtig gewesen, eine Terrorwarnung auszugeben und die Bahnhöfe zu sperren.
Nach Angaben des Münchner Polizeipräsidenten Hubertus Andrä gingen die Ermittler von »fünf bis sieben« Tätern aus. Der Hinweis sei »sehr konkret« gewesen, sagte Andrä. Etwa 550 Beamte seien in München im Einsatz. Beamte »aus dem gesamten südbayerischen Raum« wurden nach Polizeiangaben nach München beordert worden. Auch Spezialkräfte waren demnach im Einsatz. Es seien bislang keine Verdächtigen festgenommen worden. Der Hauptbahnhof und der Bahnhof im Stadtteil Pasing wurden vorübergehend abgesperrt, die Polizei warnte vor Menschenansammlungen. Zwei Stunden nach Mitternacht sehe die Polizei die Lage bereits etwas »entspannter«, sagte Andrä.
Gegen 03.45 Uhr wurde dann die Sperrung des Münchener Hauptbahnhofs aufgehoben. Kurz zuvor war bereits der Bahnhof Pasing wieder geöffnet und für den Bahnverkehr freigegeben worden. »Wir sind sehr froh, dass heute Nacht nichts passiert ist«, twitterte die Münchener Polizei am Freitagmorgen. »Die Ermittlungen laufen natürlich weiter.«
Wegen erhöhter Anschlagsgefahr galten für alle Silvesterfeiern in europäischen Großstädten erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. In Berlin, wo sich am Abend hunderttausende Menschen vor dem Brandenburger Tor zur großen Silvesterfeier versammelten, durften die Besucher keine Rucksäcke und große Taschen mitnehmen. Die Party auf der Festmeile verlief nach Angaben der Veranstalter und der Polizei friedlich. In München wird Silvester eher dezentral an verschiedenen Orten gefeiert, darunter am Marienplatz, auf der Leopoldstraße sowie auf der Theresienwiese.
In Belgien waren wegen der Bedrohungen das Feuerwerk und alle öffentlichen Feiern in Brüssel komplett abgesagt worden und auch in Paris wurden die Feierlichkeiten auf dem Prachtboulevard Champs-Elysées eingeschränkt. In der französischen Hauptstadt waren bei einer Anschlagsserie am 13. November 130 Menschen getötet und mehr als 350 weitere verletzt worden. Vier Tage später wurde wegen konkreter Hinweise auf einen Sprengstoffanschlag das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande in Hannover kurzfristig abgesagt. Agenturen/nd
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