Die Rückkehr der geraubten Bücher

Stadtbibliothek im sächsischen Bautzen forscht als erste kommunale Bücherei nach NS-Raubgut

  • Hendrik Lasch, Bautzen
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

In der NS-Zeit wurden Bücher verhafteter Regimegegner oft beschlagnahmt. Viele landeten in öffentlichen Bibliotheken. In Bautzen forscht die erste städtische Bücherei bundesweit nach Raubgut.

Der entscheidende Hinweis war unter einem Streifen eingeklebten Papiers verborgen. Auf der Titelseite einer zweibändigen Biografie von Friedrich Hebbel hat Rolf Günther Maaß am 28. September 1915 mit Tinte und in schwungvoller Schrift vermerkt, dass er Eigentümer der Bücher ist. An diesem Tag feierte der studierte Lehrer seinen 22. Geburtstag und war als Soldat im Krieg. 100 Jahre später stehen die Bände auf den Regalen der Stadtbibliothek Bautzen. Man muss davon ausgehen, dass ihr Besitzer sie der Bücherei nicht aus freien Stücken übereignete.

Die Bände, sagt Robert Langer, »sind sehr wahrscheinlich Raubgut«. Langer forscht in der Bibliothek der Lausitzstadt nach genau solchen Beständen: nach Büchern, die in der NS-Zeit unrechtmäßig in ihren Besitz gekommen sind. Die Nazis eigneten sich in großem Stil fremdes Eigentum an: von jüdischen Familien ebenso wie von verhafteten Regimegegnern oder von Ermordeten. Firmen und Gebäude wurde...


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