Nur von den Dichtern erwarten wir Wahrheit
Ja, Hannah Arendt schrieb auch Gedichte. Ihr poetisches Vermächtnis ist jetzt in einer mustergültigen Edition zu entdecken
Der Zivilisationsbruch durch die Shoa teilt auch das dichterische Werk von Hannah Arendt. Ja, die Philosophin und Professorin für Politische Theorie, die Verfasserin des Jahrhundertbuches »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft« und des Berichts »Eichmann in Jerusalem«, die Schülerin und Geliebte Heideggers in Marburg, ja: Diese Hannah Arendt hat Gedichte geschrieben. Erstmals sind jetzt sämtliche 71 Stücke ihrer eindrucksvollen Poesie in einer mustergültigen Edition veröffentlicht und mit einem lesenswerten Essay von Irmela von der Lühe versehen worden.
Die wirkungsmächtige Denkerin hatte hohen Respekt vor der Lyrik: »Nur von den Dichtern erwarten wir Wahrheit, nicht von den Philosophen, von denen wir Gedachtes erwarten«, schrieb Hannah Arendt in ihr immer noch Staunen und Respekt auslösendes »Denktagebuch«. Eine Wahrheit, die das Gedicht über die Zeiten hinweg befähigt, »Gedächtnis zu stiften«, wie sie in ihrem letzten großen...
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