»Kahlfrost« lässt die See gefrieren

Im Nordosten wurde für Schiffe Eiswarnung ausgegeben - Eisbrecher nur bedingt einsetzbar

  • Lesedauer: 3 Min.
An der Küste haben die Behörden eine erste Eiswarnung herausgegeben. Auch die ersten Binnengewässer frieren zu. Die Frostphase wird jedoch zunächst wohl nur von kurzer Dauer sein.

Stralsund. Der Dauerfrost mit Temperaturen bis minus 13 Grad hat die Fahrgastschifffahrt auf der Müritz und den angrenzenden Seen zum Erliegen gebracht. »Der Eldenburger Kanal und der Müritz-Hals sind zugefroren, so dass Schiffe nicht mehr durchkommen«, sagte Olaf Schatzki als Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Waren am Mittwoch. Komplett sei aber bisher kein großer See zugefroren.

Auch auf den Küstengewässern wird die Eisdecke immer dicker: Sie beträgt in Teilen der Boddengewässer zwischen Hiddensee und Rügen inzwischen bis zu 20 Zentimeter, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie am Mittwoch mitteilte. In anderen Boddengewässern schwankt die Eisdicke um 10 bis 15 Zentimeter.

Von den drei als Eisbrecher einzusetzenden Schiffen ist derzeit aber nur der Tonnenleger »Görmitz« verfügbar. Die »Ranzow« - das Schwesterschiff - ist voraussichtlich noch bis Mitte nächster Woche auf der Fassmer-Werft zur Reparatur, sagte der Leiter des Stralsunder Wasser- und Schifffahrtsamtes, Holger Brydda. Dort liegt sie seit September wegen Problemen an den Generatoren. Auch die »Arkona« ist noch bis Ende der Woche wegen Nacharbeiten auf der Volkswerft, die im Zuge der turnusmäßigen Klassifizierung notwendig waren.

Der Tonnenlegers »Görmitz« soll ab Donnerstag als Eisbrecher eingesetzt werden. »Im Stettiner Haff hat das Eis eine Stärke von 15 Zentimeter. Das schaffen Schiffe allein nicht mehr.« Die 36 Meter lange »Görmitz« wird die Eisrinne zum Ueckermünder Industriehafen brechen, weil dort am Freitag ein Frachter erwartet wird. Die Reederei Hiddensee, die zwischen Rügen und der kleinen Nachbarinsel pendelt, wird voraussichtlich ab Freitag auf den Eisfahrplan mit weniger Fahrten umstellen, wie eine Sprecherin sagte. Auch das Kleine Haff bei Usedom ist mit Eis bedeckt. Sogenannter »Kahlfrost«, also Minustemperaturen bei geringer Luftfeuchte, hat zu der schnellen Eisbildung beigetragen, erklärte Stefan Kreibohm vom Wetterdienst Meteomedia auf Hiddensee bereits am Dienstag.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund gab eine Eiswarnung für die Fahrwasser vor Rostock, die Darßer Boddenkette, die inneren Boddengewässer um Rügen und Hiddensee, den Greifswalder Bodden, Peenestrom und das Haff heraus. Schiffsführer werden aufgefordert, nur mit Fahrzeugen mit entsprechend hoher Motorleistung diese Gewässer zu befahren. Derzeit müssen sich Kapitäne auf den küstennahen Gewässern auch auf weitere Behinderungen einstellen: Mit dem Eis können Signaltonnen abtreiben oder kentern und Leuchtaufsätze erlöschen. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hatte bereits im November prophylaktisch wenige, besonders gefährdete Leuchttonnen durch unbeleuchtete ersetzt und von unbeleuchteten Tonnen die Toppzeichen (Zusatzzeichen für die Schifffahrt) abgenommen, wie ein Sprecher sagte. Ob Leuchtaufsätze im größeren Umfang entfernt werden müssen, war zunächst noch offen.

Am Wochenende werden jedoch auch im Nordosten wieder Temperaturen über Null erwartet. dpa/nd

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