Jubel und Ignoranz
Trotz Teestunde der Premiers bleiben Beziehungen Indien-Pakistan schlecht
Der indische Premierminister Narendra Modi stattete seinem pakistanischen Amtskollegen Nawaz Sharif zum Jahresende noch rasch einen spontanen Besuch ab. Eine Stunde lang trank man gemeinsam Tee, anschließend brachte Sharif seinen Gast zum Flughafen. Die Medien beider Länder berichteten euphorisch und witterten ein Ende der Eiszeit zwischen Indien und Pakistan.
Dabei wurde ignoriert, dass sich beide Länder erst eine Woche zuvor nicht einmal auf eine Kricketserie beider Nationalmannschaften einigen konnten. Beinahe täglich gehen im indischen wie pakistanischen Grenzgebiet Raketen nieder, derweil sich die Verantwortlichen gegenseitig als Aggressor anklagen.
Ignoriert wurde ebenfalls, dass Modi bei seinem Afghanistan-Besuch Pakistan indirekt beschuldigte, die afghanischen Taliban zu unterstützen. Allerdings ist das schon lange ein offenes Geheimnis, soll doch der neue Führer der afghanischen Taliban mit Genehmigung des pakistanischen Geheimdienstes bestimmt worden sein.
Ignoriert wurde, dass in Pakistans Außenpolitik nichts Entscheidendes ohne die Generäle geschieht. In der Innenpolitik auch nicht. Seit dem Schulmassaker in Peschawar vom Dezember 2014, bei dem mehr als 100 Kinder starben, verfügt die Armee über eigene Schnellgerichte, in denen sie angebliche Terroristen verurteilen kann. In Karachi gehen die dem Militär unterstellten Ranger mit voller Härte gegen vermeintliche Kriminelle oder Politiker unter Korruptionsverdacht fest.
Unterstützung aus der Bevölkerung dürfen Pakistans Politiker aber nicht erwarten. Als das lokale Parlament im Sindh eine Ausweitung des Ranger-Einsatzes ablehnte, meldete sich der Unternehmerverband Karatschis zu Wort: Er drohte mit einem Generalstreik, sollte die Politik die Rangers in ihrer Arbeit beschneiden. kol
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