Mehr Geld für gute Qualität

Frank Werneke , ver.di-Vize, über Tarifforderungen der Journalisten

  • Frank Werneke
  • Lesedauer: 2 Min.

Was definiert den Wert von Medien? Richtig, die journalistischen Inhalte und ihre Verfügbarkeit, die heutzutage über eine Fülle von Kanälen verbreitet werden: print, online, audiovisuell, über soziale Medien. Immer schneller werden Nachrichten, Reportagen, Infografiken, Fotos oder Videos in Umlauf gebracht. Anders als Posts in sozialen Netzwerken bedürfen journalistische Informationen einer professionellen Einordnung, Analyse, Priorisierung oder auch Kommentierung; diese Leistungen haben Verfassungsrang. Geschaffen in Redaktionen, täglich, häufig rund um die Uhr. Wird die Einstellung einer neuen social media Managerin beim »Tagesspiegel« aber gefeiert wie die Manifestation des Messias, sind die Stammbelegschaften in den Redaktionen seit dem Jahr 2000 um jede sechste Stelle dezimiert worden. Es muss gespart werden, heißt es in den Verlagen.

Warum eigentlich? Während in diesem Zeitraum in der Gesamtwirtschaft die Tarifgehälter um 34 Prozent gestiegen sind, sind es in den Tageszeitungsredaktionen nur 19 Prozent. Gleichzeitig zogen die Preise um über 23 Prozent an. Aber wenn es nach den Verlegern geht, soll es mit den Journalisteneinkommen weiter bergab gehen. Dass sie damit den Wert ihrer Produkte schwächen, zulassen, dass der journalistische Nachwuchs sich bei meist wesentlich besserer Bezahlung dann eher in Pressestellen von Unternehmen und Verwaltungen oder bei PR-Agenturen verdingt, scheinen sie nicht zu sehen. Hauptsache sparen.

Die Tageszeitungsjournalistinnen und -journalisten wollen eine Kursänderung: Es gibt Nachholbedarf, sowohl mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung als auch, weil Verzichte beim Urlaubsgeld und der Jahressonderzahlung zu kompensieren sind, vor allem für den Nachwuchs. Deswegen sagen die in der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju in ver.di) organisierten Kolleginnen und Kollegen: Wir wollen fünf Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 200 Euro, und ebenso fünf Prozent Honorarerhöhung für Freie. Der Wert guter journalistischer Arbeit hat seinen Preis, den die Verlage vergüten müssen, wenn sie auch weiterhin mit journalistischen Produkten ihr Geld verdienen wollen, mit Anzeigen, Abonnements, am Kiosk oder in Apps: Gutes Geld im Übrigen. Gerade im Onlinegeschäft ist Journalismus über die vergangenen Jahre vielfach unter Wert verkauft worden. Während Musik, Filme, Bücher, Spiele auch digital ihren Markt gefunden haben, haben die Verlage die Entwicklung zunächst verschlafen und dann ihre Ware, nämlich die Inhalte, in großem Stil gratis angeboten. Reichlich spät öffnen sich nun Bezahlangebote auf den PC-Bildschirmen, Smartphones und Tablets. Jeder Klick darauf ist ein Erfolg der Arbeit von Journalistinnen und Journalisten; und zahlt sich zusätzlich aus. Es ist Zeit für die Verleger, dies nun auch materiell bei Redakteursgehältern zu würdigen.

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