Schwindendes Vertrauen
Sebastian Bähr über gründliche Ermittlungen und Selbstkritik
Martin Steltner klingt sicher. »Wir haben bislang erhebliche Ermittlungsarbeit geleistet« sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft bezüglich des Mordfalls Burak Bektas gegenüber »nd«. Kenntnisse über rechtextremistische Täter in der Nachbarschaft des Opfers sowie über mögliche Querverbindungen zum Fall Luke Holland seien überprüft worden. Konkrete Ermittlungsergebnisse habe es nicht gegeben. Die Sicherheit Steltners können nicht viele teilen - weder die Eltern der beiden ermordeten jungen Männer, deren Anwälte, noch die antirassistischen Initiativen, die um eine Aufklärung der Morde bemüht sind. Zahlreichen Indizien, die einen rechtsextremen Hintergrund der Taten vermuten lassen, werde nach wie vor nicht nachgegangen, werfen die Anwälte der Bektas-Familie Polizei und Justiz immer wieder vor. Ungemütliche Fragen schließen sich an: Wie ernsthaft hat die Polizei wirklich nach einem rassistischen Hintergrund ermittelt? Wie selbstkritisch wird sich mit eigenen Vorurteilen - die es bei den Behörden genau wie im Rest der Gesellschaft auch gibt - und den Auswirkungen auf die Ermittlungen auseinandergesetzt? Generell: Welche Lehren wurden aus den immer noch nicht aufgeklärten NSU-Morden gezogen? Vor wenigen Jahren ließ auch der Berliner Verfassungsschutz Rechtsextremismus-Akten schreddern - Innensenator Henkel sprach von »menschlichem Versagen«. Vertrauen in die Landesbehörden war verloren. Sollte sich im Mordfall von Burak Bektas bestätigen, dass Polizei und Justiz erneut geschlampt haben oder auf dem rechten Auge blind waren, dürften Wut und Verunsicherung in der Bevölkerung zunehmen.
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