Polizist rettet im Urlaub Flüchtlinge

Lars Wendland aus Brieskow-Finkenheerd begibt mit einem Schnellboot aufs Mittelmeer

  • Jeanette Bederke
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit Flüchtlingen hat Lars Wendland als Polizist zu tun. Jetzt will er sie auf dem Mittelmeer vor dem Ertrinken retten.

Für Lars Wendland ist es eine logische Konsequenz. »Je tiefer du in dem Thema drin steckst, umso mehr interessiert es dich«, sagt der 42-jährige Familienvater aus Brieskow-Finkenheerd (Oder-Spree). Seit zwei Jahren engagiert er sich für Flüchtlinge. Er hat als Gemeindevertreter dafür gesorgt, dass jetzt drei syrische Familien in dem 2400 Einwohner zählenden Ort leben. Die erzählten ihm von ihrer abenteuerlichen Flucht über das Mittelmeer, bei der sie fast ertrunken wären. »Da entstand bei mir allmählich das Bedürfnis: Ich muss da hin und das mit eigenen Augen sehen«, sagt Wendland.

Und das will er nicht als Polizist tun, sondern als ehrenamtlicher Helfer der Flüchtlingsinitiative »Sea Watch«. Zwei Wochen lang wird Wendland als zweiter Bootsführer auf einem Schnellboot arbeiten, das zwischen der Türkei und der griechischen Insel Lesbos pendelt. »Viele Flüchtlinge können damit nicht aufgenommen werden. Wir geben aber die Koordinaten per Funk durch, holen größere Schiffe zur Hilfe heran oder schleppen ein in Seenot geratenes Boot ab«, beschreibt Wendland seinen Einsatz, für den er Urlaub genommen hat.

»Länger als zwei Wochen dauern die Einsätze für Freiwillige an Bord nicht. Denn traumatisierende Erlebnisse sind nicht ausgeschlossen, wenn wir zu Bootsunglücken hinzu kommen«, macht »Sea Watch«-Sprecher Ruben Neugebauer deutlich. »Nicht immer gibt es nur Überlebende.« Mehr als 2000 Menschen hat »Sea Watch« im Jahr 2015 gerettet.

Wendland kann mit Schiffen umgehen. Bei der Bundespolizei hat er zeitweise auf einem Boot auf der Oder Dienst geschoben. »Ich habe einen Binnenschifferschein, bin Taucher, Rettungsschwimmer und habe meine Erste-Hilfe-Kenntnisse noch mal aufgefrischt«, erläutert er. Am Freitag steigt er ins Flugzeug nach Lesbos. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung werden aus Spenden bezahlt, die »Sea Watch« erhält.

Seine Familie, sagt Wendland, stehe hinter ihm. Auch viele Kollegen haben sich anerkennend geäußert. Allerdings machten ihm Vorgesetzte klar, dass er verbeamtet sei und daraus resultierende Pflichten ebenso für seine »Freizeitaktivitäten« gelten. »In dieser Hinsicht ist mir nichts vorzuwerfen, es geht um Seenotrettung«, erwidert der 42-Jährige. Er habe eine Lebensentscheidung getroffen, die ihn verändern werde, glaubt der Polizeihauptmeister. Bei seinem Einsatz im Mittelmeer will er auch fotografieren, Tagebuch führen und Videos aufnehmen. »Wenn ich zurück bin, werde ich in Vorträgen über meine Erlebnisse berichten«, hat er sich vorgenommen. Und möglicherweise kehrt er dann im Sommer ans Mittelmeer zurück, um vor der italienischen Insel Lampedusa Flüchtlinge aus der Seenot zu retten. dpa

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