Kontrollierte Offensive ins Grüne

RWE-Konzernchef Terium erläutert künftige Strategie von RWE

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 3 Min.
RWE-Vorsitzender Peter Terium wettert nicht mehr gegen die Energiewende, sondern sieht sein Unternehmen plötzlich auf gutem Weg in eine grüne Zukunft.

Der stark kriselnde und hoch verschuldete Energieriese RWE hat am Mittwoch seine neue Strategie konkretisiert. Geplant ist eine »kontrollierte Offensive« im Bereich erneuerbarer Energien, wie Konzernchef Peter Terium auf einer Bilanzpressekonferenz der bisher für erneuerbare Energien zuständigen Tochter RWE Innogy sagte. RWE wolle bei den Erneuerbaren weiter wachsen, so Terium. Das Wachstum wird derzeit jedoch durch fehlende liquide Mittel gebremst.

Entgegen der Kritik an mangelnder Innovationsfähigkeit - RWE wird vorgeworfen, die Energiewende gleichsam verschlafen zu haben - betonte Terium, sein Konzern befinde sich auf einem Erfolgskurs. Längst seien die erneuerbaren Energien »Wachstumsmotor« und »Herz« des Unternehmens, das bisher vor allem auf Braunkohle- und Atomkraft sowie Gas setzte. Jedoch betrug der Ökostromanteil des Konzerns 2014 lediglich rund fünf Prozent und damit deutlich weniger als etwa beim Konkurrenten E.on.

Der wichtigste Energieträger ist für den Konzern bei der Stromgewinnung noch immer die Braunkohle. Dies hat RWE auch in eine Krise geführt, da die Braunkohlekraftwerke auf Grund des wegen der Energiewende fallenden Strompreises zunehmend unwirtschaftlich werden. In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres schrumpfte das bereinigte Nettoergebnis des Konzerns um fast ein Drittel auf 545 Millionen Euro.

Generell setze RWE auf »werthaltiges Wachstum« statt auf planlose Expansion und »Schnellschüsse«, meint nun Terium. Der Konzern werde sich keine Ausbauziele mehr setzen: »Wir investieren dort, wo wir den höchsten Wert für das Unternehmen schaffen.« Bei geplanten und aktuellen Geschäften setze RWE auf Partnerschaften mit Banken, Investoren, Unternehmen wie dem chinesischen Solarzellenhersteller JINKOSOLAR. aber auch Stadtwerken und Kommunen. Terium bezeichnete diese Partnerschaften als Erfolgsmodell.

Nun gelte es zu prüfen, »in welchen Technologien und Regionen wir wachsen können«. Zukunftsmärkte für Windparks zu Land und auf dem Meer sowie großflächige Photovoltaikanlagen sehen die Essener vor allem im Mittleren Osten, in der Türkei, den USA und Irland. Während sich RWE beim Windgeschäft als einer der größten Anbieter Europas wähnt, will man nun im großen Stil auch in Photovoltaik investieren. Wobei man auch neue Windparks im Rheinischen Revier sowie in Nord- und Ostdeutschland plant.

Der Konzernchef nannte auch Details der geplanten Aufspaltung des Konzerns: Künftig wird unter dem Dach der bisherigen RWE AG das schrumpfende Geschäft mit den konventionellen Energien organisiert. Allerdings werde dieses Unternehmen keine neuen Kraftwerke mehr bauen, da sich dies nicht mehr rechne.

Das künftige Hauptgeschäftsfeld erneuerbare Energien sowie Netze und Vertrieb wird in einer eigenständigen Gesellschaft gebündelt, die derzeit den Arbeitstitel »Newco« trägt, zum 1. April gegründet und binnen 12 bis 18 Monaten sukzessive geschäftsfähig werden soll. In ihr werden diverse Tochterunternehmen und Bereiche verschmolzen. So erhofft Terium sich nicht nur neue Marktpotenziale, sondern auch besseren Zugang zu den Kapitalmärkten.

»Newco« soll Ende 2016 an die Börse gehen. Wer das Unternehmen leiten wird, sei noch offen. Terium äußerte sich ausweichend zu der Frage, ob er selbst die Geschicke von »Newco« in die Hand nehmen werde.

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