Problematische Aufwertung
Jürgen Amendt warnt vor einer Überbewertung der Amateurforschung
In jedem Kind steckt ein Forscher, ein Entdecker, ein Wissenschaftler. Die Lust am Erkunden von Zusammenhängen in Natur und Gesellschaft ist bei den meisten Erwachsenen dagegen nur noch rudimentär ausgeprägt. Was sicherlich bei den meisten nicht daran liegt, dass sie weniger Lust auf das Erforschen der Geheimnisse der Welt hätten; wer nicht den Beruf des Wissenschaftlers gewählt hat, hat mit Wissenschaft in der Regel halt kaum noch zu tun, der Alltagstrott lässt wenig Zeit für wissenschaftliche Neugier.
Wenn aus Erwachsenen sogenannte Amateurforscher werden, Laien, die mit ihren Beobachtungen und privaten Daten den »Profis« helfen, ist das deshalb prinzipiell zu begrüßen. Die Beteiligung von Bürgern an Forschungsprojekten hat es im Übrigen auch in Deutschland schon immer gegeben. So haben professionelle Archäologen schon immer auf den lokalen Sachverstand von Hobbyarchäologen gesetzt, haben sich Amateure an Ausgrabungen beteiligt oder Hobbyornithologen den Forschern beim Zählen des Vogelbestandes geholfen.
Seit einigen Jahren wird allerdings von Seiten der Politik und den Universitäten immer mehr versucht, die Arbeit der Laienforscher zu institutionalisieren. Das ist problematisch, denn damit würde aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit, die ausschließlich einer intrinsischen Motivation entspringt, also um ihrer selbst willen erfolgt, eine, die immer mehr durch äußere Anreize (wie z.B. gesellschaftliche Anerkennung) motiviert ist.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.