Auch Hessen muss sich ändern
Bundesland soll bis 2050 »klimaneutral« werden
Frankfurt am Main. Das Ziel ist ehrgeizig, und der Weg wird nicht einfach: Bis zum Jahr 2050 soll Hessen »klimaneutral« sein. Treibhausgase wie Kohlendioxid sollen bis dahin um mindestens 90 Prozent reduziert werden. Die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) kündigte in dieser Woche auf einer Tagung in Frankfurt am Main an, dass das Bundesland den Klimaschutz noch stärker vorantreiben will.
Hinz bleibt allerdings auch wenig übrig. Denn die im Dezember auch von Umweltschützern gefeierten Ergebnisse der UN-Klimakonferenz in Paris setzen auch Deutschland unter Druck. Bis Ende dieses Jahres will Hessens schwarz-grüne Regierung daher den im Koalitionsvertrag beschlossenen Klimaschutzplan aufstellen.
Zunächst sollen Experten einen Katalog von rund 150 konkreten Vorschlägen erarbeiten. Es wurden dafür vier Themen ausgewählt: Mobilität, Wirtschaft und Energie, die Landnutzung sowie der Bereich Leben und Wohnen. Ab Mai kann sich jeder Bürger an der Debatte beteiligen. Das Internetportal wurde in dieser Woche von Hinz offiziell freigeschaltet.
Als Knackpunkt machte die Grünen-Politikerin Hinz den Verkehr aus, der derzeit zu 35 Prozent an den klimaschädigenden Emissionen beteiligt ist. Von der Bundesregierung verlangte sie auf der Tagung, mehr in die E-Mobilität zu investieren. Bei Autos könne der Verbrennungsmotor keine Zukunft mehr haben.
In Hessen setzt Hinz auf weniger Individualverkehr und mehr Schienen- und Radverkehr. Zweiter Schwerpunkt des Plans wird die »Klimaanpassung«, zum Beispiel beim Bauen. Kommunen sollen angesichts der steigenden Temperaturen im Sommer mehr Frischluftschneisen ausweisen. Weniger stark versiegelte Flächen könnten in den Städten mehr Starkregen aufnehmen.
Letztlich muss aber jeder Einzelne etwas zum Klimaschutz beitragen. »Ohne Verhaltensveränderungen wird es nicht gehen«, sagte Hinz. Kleinere Wege bis zu fünf Kilometern sollten also künftig eben nicht mehr mit dem Auto gemacht werden. Auch die Umstellung der Ernährung gehöre dazu, meint die Umweltministerin. Bei diesen Maßnahmen setzt sie aber auf Freiwilligkeit.
Zeit zu verlieren gibt es beim Klimaschutz nicht. Darüber war man sich auf der Tagung einig. Einige bezweifelten auch, ob das von der Weltgemeinschaft formulierte Ziel angesichts der in der Atmosphäre langzeitig wirkenden Treibhausgase überhaupt noch erreicht werden könne. Auch die Kontrolle der Maßnahmen in den einzelnen Ländern wird ein Problem bleiben. Das Pariser Abkommen sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich weniger als zwei Grad zu begrenzen. dpa/nd
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