Im Café am Wegesrand
Martin Leidenfrost traf an der serbisch-kroatischen Grenze neue Flüchtlinge und hörte alte Vertreibungsgeschichten
»Čubura« soll im Türkischen »Café am Wegesrand« bedeuten, ich habe von meiner Billigkammer im gleichnamigen serbischen Gasthaus Ausblick auf den Flüchtlingsstrom. Ich sehe, wie mehrmals täglich etwa zehn Flüchtlingsbusse vor dem Grenzbahnhof Šid ankommen und für den Sonderzug nach Kroatien abgefertigt werden. Ich trete näher, überall Glatteis. Ein Polizist wirft eine Decke aufs Eis. Kinder blicken schüchtern um sich, der Kameramann der BBC hält drauf, meiner Begleiterin steigen Tränen in die Augen. Ich sehe eine routiniert von UNHCR-Mitarbeitern abgewickelte Völkerwanderung, Freiwillige gibt und braucht es nicht mehr. Erleichtert registriere ich, dass an diesem Tag nur wenige »unbegleitete männliche Minderjährige« eintreffen.
Ich komme eigentlich wegen einer anderen Flüchtlingswelle: Die serbische Kleinstadt Šid und das kroatische Grenzdorf Tovarnik sind einander durch die Vertreibungen im serbisch-kroatischen Krieg verbunden. 500...
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