Wohnortnahe Versorgung sichern
Treptow-Köpenick stellt den aktualisierten Entwurf des Zentren- und Einzelhandelskonzeptes vor
Bereits 2004 hat der Bezirk Treptow-Köpenick ein Zentren- und Einzelhandelskonzept aufgestellt und es fünf Jahre danach aktualisiert. »Als Grundlage für die Steuerung und Bewertung von Einzelhandelsvorhaben hat sich der Leitfaden grundsätzlich bewährt«, resümiert Sabine Tillack, die Leiterin des Fachbereiches Stadtplanung. Erklärtes Ziel ist es nach wie vor, die Nahversorgung, die möglichst fußläufig erreichbar sein soll, in allen Ortsteilen sicherzustellen. Außerdem sollen städtische Zentren weiterentwickelt und gestärkt werden.
Doch in den zurückliegenden Jahren änderten sich die Rahmenbedingungen: Dazu gehört unter anderem der demografische Wandel, wonach der Anteil der über 65-Jährigen kontinuierlich steigt. Auch Strukturveränderungen im Einzelhandel führten dazu, dass sich vor allem Lebensmittel-Discounter und Fachmärkte vermehrt an Hauptverkehrsstraßen und in Gewerbegebieten ansiedelten. »Solche neuen Standorte sind aus den Wohngebieten meist schlechter erreichbar, die Einkaufswege werden länger und der motorisierte Einkaufsverkehr nimmt zu«, schildert die Fachbereichsleiterin das Problem. Durch klare Leitlinien und Grundsätze will der Bezirk deshalb den Umgang mit neuen Einzelhandelsvorhaben regeln.
Er beauftragte zwei Planungsbüros, die aktuelle Lage zu analysieren und Handlungsrichtlinien aufzustellen. Am Donnerstagabend präsentierten Stadtplaner und Projektentwickler den Entwurf der Öffentlichkeit.
Demnach vergrößerten sich die Verkaufsflächen zwischen 2008 und 2014 im Bezirk um rund 27400 Quadratmeter beziehungsweise 11 Prozent. »Mit rund 45 Prozent dominieren dabei die Angebote der Nahversorgung«, erklärt Christian Spath vom Büro Spath und Nagel. Besonders gut entwickelt hat sich das sogenannte Hauptzentrum Bahnhofstraße. »Deutliche Rückgänge gab es dagegen in den ohnehin eher schwach aufgestellten Zentren Johannisthal, Siriusstraße und Müggelheim«, sagt der Stadtplaner. Dennoch sei ein Grundangebot an Nahversorgung in den meisten Teilen Treptow-Köpenicks in einer »fußläufigen Entfernung von 500 bis 800 Metern erreichbar«. Zurzeit gebe es allerdings nur wenig Anfragen für Neuansiedlungen.
Stattdessen wollen sich viele Einzelhandelsbetriebe vor allem außerhalb der Versorgungszentren erweitern. Doch die Experten warnen vor der Gefahr, bestehende wohnortnahe Geschäfte könnten durch die stärkere Konkurrenz dann zur Aufgabe gezwungen werden. »Auf der Grundlage des fortgeschriebenen Konzeptes müssen wir an dieser Stelle steuernd eingreifen«, betont Annette Berfelde von der Stadtplanung. Das bedeutet unter anderem, Warensortimente zu begrenzen, um die bestehenden Zentren nicht zu gefährden.
Ein aktuelles Beispiel sei der toom-Baumarkt an der Friedrichshagener Straße. »Der Eigentümer möchte die Flächen künftig anders nutzen«, sagt Sabine Tillack. Das werde gegenwärtig ganz genau geprüft. Schließlich dürfen sich dessen Angebote nicht negativ auf die Köpenicker Bahnhofstraße auswirken.
Zu den wichtigen Zielen und Leitlinien des Konzeptes gehört außerdem die vorrangige Ansiedlung der Nahversorgungsangebote innerhalb bestehender Zentren. Außerhalb sollen sie nur dann genehmigt werden, wenn unter anderem ein Anschluss an ein Wohngebiet besteht. Zudem wird es auch keine neuen Nahversorgungsangebote in Gewerbegebieten geben.
Bis zum 15. Februar ist im Rathaus Köpenick, Alt-Köpenick 21, erste Etage, eine Ausstellung zum Zentren- und Einzelhandelskonzept zu sehen. Kommende Woche wird der Entwurf ins Internet gestellt. Anregungen und Hinweise können an Stadtplanung@ba-tk.berlin.de geschickt werden.
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