Umstrittenes Waffen-Foto der AfD-Jugend ist nicht strafbar

Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen wegen Volksverhetzung gegen Junge Alternative Thüringen ein / Staatskanzleileiter Hoff: Verband agiert gleichwohl wie Rechtextreme

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Wegen ihres Facebook-Eintrags zu den Vorfällen der Silvesternacht in Köln wird es für die Jugendorganisation der AfD keine strafrechtlichen Konsequenzen geben. Wie die zuständige Staatsamwaltschaft Gera am Dienstag mitteilte, sei der Anfangsverdacht der Volksverhetzung nicht gegeben, weshalb es zu keinen weiteren Ermittlungen kommt.

Auslöser für die strafrechtliche Prüfung war ein Beitrag des Thüringer Landesverbandes der »Jungen Alternative«. Der AfD-Nachwuchs hatte via Facebook ein Foto verbeitet, auf dem eine gezogene Schusswaffe zu sehen ist. Dazu der mehrdeutige Kommentar: »Wenn die Politik nicht handelt, halten die Menschen vielleicht in Zukunft wirklich eine ‘Armlänge Abstand’, Frau Reker.«

Inhaltlich bezieht sich die Aussage auf den kontrovers diskutierten Vorschlag von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), Frauen sollten sich aus Gründen des Selbstschutzes auf Großveranstaltungen mindestens eine Armlänge von Fremden fernhalten.

Die Junge Alternative Thüringen drehte ihre vermeintliche Kritik an dem Vorschlag nun so, indem sie andeutet, die Öffentlichkeit könnte sich möglicherweise mit Waffengewalt wehren. Verknüpft ist auch hier die Botschaft mit der Schlussfolgerung, nur konsequentes Abschieben und Abschottung könnten solche Übergriffe wie in Köln verhindern.

Unter Thüringens Politikern löste der Beitrag Anfang Januar eine Welle der Kritik aus. So erklärte Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE), das Bild zeige eine »gefährliche geistige Haltung« und rufe zur Selbstjustiz und Gewalt auf. Ähnlich schockiert reagierte der Leiter der Erfurter Staatskanzlei, Benjamin Hoff. Er nannte den Thüringer AfD-Nachwuchs »lupenreine Rechtsextreme«. Auch nach der Einstellung der Ermittlung blieb Hoff bei dieser Ansicht: »Junge Alternative agiert meines Erachtens gleichwohl wie Rechtextreme«, twitterte er am Dienstag.

Beim AfD-Nachwuchs versteht man die Aufregung indes nicht. In einer Erklärung des Thüringer Landesverbandes heißt es, bei den Ermittlungen hätte es sich »um eine linke Hetzkampagne, die offenbar durch den Ministerpräsidenten Ramelow und den Leiter der Staatskanzlei Hoff medial inzeniert werde« gehandelt, so die Vorsitzende der Jungen Alternative im Freistaat, Wiebke Muhsal.

Der Beitrag sei kein Aufruf zur Gewalt, sondern würde ganz im Gegenteil davor warnen. Man lehne Selbstjustiz und Gewalt entschieden ab, so die AfD-Jugend, die sich dann aber doch vor allem auf Polemik gegen die rot-rot-grüne Regierung konzentriert. »Auf Andersdenkende Polizei und Verfassungsschutz anzusetzen, gehört schon immer zum linksextremen Werzeugkasten«, wettert Muhsal. Wie gut, das Verfassungsschutz-Chef Kramer selbst auf die Idee kam, den Vorfall zu prüfen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.