Kleine Form ganz groß

»Das Tagebuch der Anne Frank« als Kammeroper von Grigori Frid in Neustrelitz

  • Stefan Amzoll
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Keine Familiengeschichte erzählt dieses einstündige Werk. Allein fragt Anne danach, was ihr, ihrer Familie, ihresgleichen geschehen ist und warum. Die Bosheit der Häscher ist den Noten eingeschrieben.

Probebühne in Neustrelitz. Die Spielfläche ist breiter als die Raumtiefe. Gerade mal 40 Leute passen auf die Stuhlreihen. Nur ein paar graue Quader sind vorn zu ebener Erde platziert. Null Opulenz des Lichtes. Karg, knapp, doch wohlerwogen der Spielraum. Gedankenarbeit, Schmerzatmosphären, der Widerstreit zwischen Kindlichkeit und Reife der Eintragungen rangieren vorn. Hintergrund Schwarz. Kleine Oper ist hier angesagt mit großen Schicksal. Anne Franks Tagebuch steht in Rede und Zeilen daraus sind ganz einer Singstimme überantwortet. Keine Familiengeschichte erzählt dieses einstündige Werkchen, wie sie das Kino bringt. Kein Vater, keine Mutter, keine Schwester der Anne in Sicht. Allein fragt sie nach Welt, nach dem, was ihr, ihrer Familie, ihresgleichen geschehen ist und warum, sinniert darüber, warum sie selber so denkt und fühlt, wie sie es tut, was sie erwarten kann oder nicht erwarten kann. Die Bosheit der Häscher ist den Noten ein...


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