Parlament ohne Einsicht
Fabian Lambeck über Dokumente zu TTIP, die immer noch nicht für Abgeordnete einsehbar sind
Zweimal in der Woche ist der Leseraum in der US-Botschaft für deutsche Regierungsmitglieder geöffnet - und zwar jeweils zwischen 10 und 12 Uhr. Dieses Zeitfenster müssen die etwa 140 akkreditierten Beamten nutzen, wenn sie sich über die aktuellen Positionen beider Seiten zum Transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) informieren wollen. Für Bundestagsabgeordnete jedoch sind die dort ausliegenden »konsolidierten Verhandlungstexte« tabu. Eine parlamentarische Kontrolle ist somit nicht möglich, auch nicht für Abgeordnete aus dem Lager von Union und SPD. Selbst der CSU-Parlamentarier Peter Ramsauer fordert unmittelbare Kenntnis des Verhandlungsverlaufs. Bundestagspräsident Norbert Lammert verspricht nun, wenn auch zum wiederholten Mal, dass die Volksvertreter ihre Kontrollrechte demnächst wahrnehmen können. Bleibt zu hoffen, dass Lammert nicht erneut mehr versprochen hat, als ihm von höherer Stelle zugesagt wurde.
Denn es ist ein Unding, dass sich die Verhandlungen zwischen zwei Machtblöcken, die sich als Demokratien verstehen und im Namen dieser Demokratie auch Kriege führen, jeglicher Kontrolle durch nationale Parlamente entziehen. Dabei könnte man so Verschwörungstheorien, die um TTIP kursieren, die Grundlage nehmen. Die Verweigerungshaltung der Verhandlungspartner legt jedoch die Vermutung nahe, die in den Dokumenten niedergeschriebenen Positionen könnten die wildesten Spekulationen noch übertreffen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.