Kein Spaziergang für Pogida

Ein großes Polizeiaufgebot hielt diesmal Anhänger und Gegner in Potsdam auseinander

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Zehn Tage nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen am Rande einer ersten Pogida-Demonstration standen sich Anhänger und Gegner dieser asylfeindlichen Bewegung in Potsdam erneut gegenüber.

»Brandenburg braucht alles - aber keinen Rechtsextremismus. Das, liebe Freunde, werden wir nicht zulassen. Danke, dass ihr hier seid.« Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ließ es sich nicht nehmen, selbst zu den Gegendemonstranten zu sprechen, die sich am Mittwochabend dem zweiten Podida-Aufmarsch, dem noch jungen Potsdamer Ableger der Dresdner Pegida-Bewegung, entgegengestellt hatten.

Auf dem Bassinplatz der Landeshauptstadt waren etwa 1500 Menschen zusammengekommen, und wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte, werde es den kreativen Widerstand gegen Ausländerfeindlichkeit so lange geben, wie die Träger dieser Gesinnung in Potsdam versuchen, sich die Straße zu erkämpfen. »Ich bin stolz auf meine Heimatstadt Potsdam«, rief der CDU-Landtagsabgeordnete Steeven Bretz ins Mikrofon. Er zitierte den AfD-Fraktionschef Alexander Gauland, der am Morgen im Landtag die Asylbewerberheime »Brutstätten der Gewalt« genannt hatte. So würden sich »Brandstifter« äußern, sagte Bretz.

Rund 250 Pogida-Anhänger hatten sich an der dunklen nördlichen Seite des Bassinplatzes versammelt, durch ein riesiges Polizeiaufgebot und ein am späten Nachmittag errichtetes Doppelgitter von der Gegendemonstration abgeschirmt. Mehr als 1000 Polizisten waren im Einsatz. Gegenseitige Beschimpfungen gingen in Pfeifkonzerten und Böllerknallerei über. Angesichts der aufgeheizten Stimmung folgte der Pogida-Anmelder dem Ratschlag der Polizei und gab die Auflösung seines Marsches durch Potsdam bekannt, bevor dieser überhaupt stattfinden konnte. Einige Pogida-Anhänger indessen wollten sich später den Weg doch noch erzwingen, was zu Gerangel mit der Polizei auf beiden Seiten der Veranstaltung bis in die Friedrich-Ebert-Straße führte.

Der Bassinplatz war an den Rändern stark ausgeleuchtet. Drohend standen zwei Wasserwerfer der Hamburger Polizei sowie Hundestaffeln bereit, wurden aber nicht eingesetzt. Im Unterschied zur ersten Pogida-Veranstaltung am 11. Januar gelang es dem Polizeiaufgebot, die Kontrahenten auseinanderzuhalten. Auf der Bühne der Gegendemo wurde getrommelt, gesungen und getanzt, und es erklangen Kirchenlieder. Die Feuerwehr spendierte Tee, denn die Polizei hatte ein Alkohol- und Glasflaschenverbot durchgesetzt. Viele Potsdamer, zahlreiche Schüler sowie Eltern mit ihren Kindern, ließen sich einfach unterhalten. Zehn Tage zuvor hatten die Proteste und Gegenproteste zu Randale, Sachbeschädigungen und Verletzten geführt.

Nach dem Veranstaltungsende - die meisten Teilnehmer gingen friedlich auseinander - kam es auf der Humboldtbrücke zwischen abmarschierenden Pogida-Anhängern und linken Demonstranten zu körperlichen Auseinandersetzungen. Auch die Lange Brücke musste kurzzeitig gesperrt werden. Auf dem Bassinplatz waren 50 Pogida-Demonstranten eingekesselt worden und wurden nach Stunden von der Polizei zum Hauptbahnhof begleitet.

Die Potsdamer Antifasprecherin Alyssa Schmidt gab später bekannt, dass die Polizei nicht in der Lage gewesen sei, »den rassistischen Aufmarsch durchzusetzen«. Das führte sie auf die Entschlossenheit der Antifaschisten zurück, und sie kündigte weiterhin »offensiven Antifaschismus« an. Schmidt beklagte, dass einige Gegendemonstranten »schwere Verletzungen durch vollkommen unverhältnismäßige Polizeigewalt« erlitten hätten. Die Polizei dagegen sprach von zwei verletzten Beamten und vier vorläufigen Festnahmen.

Als Pogida-Anänger am Ende »Wir kommen wieder« riefen, ernteten sie ein höhnisches »Auf Wiedersehen«. Für kommenden Mittwoch haben beide Seiten in Potsdam wiederum Demonstrationen angemeldet.

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