Der Trostlosigkeitsglanz
Martin Walsers Roman »Ein sterbender Mann«
Alter ist grandios, wenn es die Kurve zum Schweigen schafft. Zur Standpunktscheu. Zur Fähigkeit, diesen entsetzlichen Erfahrungsprotz zu zügeln. Nicht, dass beim Altern die Sehnsüchte schwänden, es schwindet hoffentlich nur die Anmaßung, die Welt müsse sie erfüllen. Das nennt man Altersweisheit. Der Rest ist sogar im Halbdunkel gut zu erkennen und sieht meist nicht so gut aus.
Martin Walser, Jahrgang 1927, hat schon mehrere Bücher über das hohe Alter geschrieben. Voll Schreck, voll Staunen. Dorthin stellt der Autor seine Romanmenschen: wo sie alles haben und wo doch nichts mehr Bestand hat - und wo das Wünschen erbarmungswürdig wuchert. Jeder Genuss ein unweigerliches Abschiedsbibbern, und doch ist da auch ein Illusionsschneewehen, als ginge alles noch, was in der Jugend ging.
Nein, nicht, was ging; was stürmte, tobte. Walser porträtierte die Geilheit in Todesnähe, so undelikat, wie das eben ist; so offen, wie man es allzu öf...
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