Salatbar und Obst statt Einheitsbrei

Schulessen so oder so - zwei Beispiele aus Sachsen

  • Claudia Drescher, Zwickau
  • Lesedauer: 3 Min.

Von einer Sekunde auf die andere fallen lärmende Schüler in den Speisesaal des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Zwickau ein. Heute gibt es unter anderem Gulasch mit Knödeln oder Nudeleintopf, dazu Mandarinen aus der Dose. »Schmeckt ganz gut«, lautet das Urteil von Fünftklässler Jan. Es muss schnell gehen, die Schüler haben gerade einmal 25 Minuten Mittagspause.

Ortswechsel: Auf den Tischen des Speiseraums im Philipp-Melanchthon-Gymnasium Bautzen steht mit frisch aufgeschnittenem Obst aromatisiertes Wasser. Eine Salatbar lockt mit knackigem Gemüse. In 40 Minuten können die Schüler in aller Ruhe essen. »Wir haben 2014 den Anbieter gewechselt und zudem einen Verpflegungsausschuss mit Schülern, Eltern und Lehrern gebildet«, sagt Schulleiter Karsten Vogt. Auch wurden Pausenzeiten verlängert.

Seitdem nehmen statt bisher 180 täglich bis zu 270 Schüler an der Schulverpflegung teil. Den Zuwachs hat das Gymnasium neben seiner Eigeninitiative der Vernetzungsstelle für Kita- und Schulverpflegung Sachsen zu verdanken. Das Projekt mit Sitz in Dresden wird über das Sächsische Sozialministerium gefördert und soll über gesunde Ernährung informieren und beraten.

Das Bautzener Gymnasium hat Stück für Stück an besserem Schulessen gearbeitet. Seine 600 Schüler hätten das nötige Wissen zu einer gesunden Ernährung. »Am Ende entscheidet aber die Zunge«, sagt der Schulleiter. Es brauche einen Anbieter, der jeden Tag etwas Schmackhaftes biete. Ansonsten blieben die Kinder schnell weg.

Genau da hakt es in Zwickau. »An manchen Tagen ist das Essen richtig eklig, manchmal schmeckt es nach gar nichts und manchmal ist zu viel Gewürz dran«, berichtet Ayleen. Vor allem diese schwankende Qualität will Schulleiter Ralf Ballmann ins Visier nehmen, nachdem zuletzt immer weniger Schüler mitessen wollten. Im Unterschied zu Bautzen arbeitet Ballmann jedoch mit dem aktuellen Essensanbieter zusammen.

Seit Schuljahresbeginn läuft eine Meinungsumfrage. Jetzt kamen Schüler, Lehrer, Elternrat und Caterer zu einem »Probeessen« zusammen. Mit dabei Ernährungswissenschaftlerin Sabine Hundt, Praxisberaterin der Vernetzungsstelle. »Schulessen birgt immer ein Konfliktpotenzial«, sagt die Expertin. Dass sich alle Akteure an einen Tisch setzen, sei selten.

Ihre erste Beobachtung: Die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung seien nur zum Teil erfüllt. Zu viel Fleisch, zu viele schwere Beilagen, zu wenig Frischkost. »Hier haben wir Luft nach oben«, so Hundt. Sabine Hermann hört der Expertin aufmerksam zu. Die Geschäftsführerin des Essensanbieters ist froh darüber, dass die Schule sie mit ins Boot geholt hat. 55 Mitarbeiter versorgen Schulen, Kitas, Seniorenheime und Unternehmen der Region mit täglich 2800 Essen. »Wir sind offen für Veränderungen, schließlich wollen wir, dass es schmeckt.« Allerdings sei Schulverpflegung immer ein Spagat zwischen gesundem Essen, Geschmack und Preis.

Der beträgt an dem Zwickauer Gymnasium mit 700 Schülern zwischen 2,95 und 3,50 Euro pro Essen. »Bei unter drei Euro ist es sehr schwer, eine hochwertige Verpflegung umzusetzen«, sagt Manuela Sorg, Projektleiterin der Vernetzungsstelle. Ihren Angaben zufolge werden 90 Prozent der Schulen von Caterern versorgt, die Auswahl erfolge meist durch den Schulträger, häufig in Zusammenarbeit mit der Schule. Wie viele der sachsenweit 450 000 Schüler am Schulessen teilnehmen, könne sie nicht sagen, da fehlten aktuelle Erhebungen. dpa/nd

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