Im Schatten der Gaskammer

Ein Vermächtnis: Robert Schopflocher beschwört jüdische Schicksale in Lateinamerika

  • Uwe Stolzmann
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Mit vierzehn, fast noch als Kind, musste er Heimat und Sprache verlassen: Robert Schopflocher, geboren 1923, ein Jude aus dem fränkischen Fürth. Mit den Eltern floh er nach Argentinien; Freunde und Verwandte starben wenig später in den Gaskammern der Nazis. Später notiert Schopflocher: »Ich musste keine Zwangsarbeit verrichten, lebte nicht im Schatten der Gaskammer.« Doch die Erinnerung lasse ihn nicht los.

Mit neunzig Jahren hat der Erzähler dem Trauma seines Volkes ein besonderes Buch gewidmet. Im Mittelpunkt, zu Beginn: ein Flüchtling in Argentinien, ein jüdisches Mädchen, Elvira Acosta. Wir schreiben das Jahr 1619, Buenos Aires ist nur ein Kaff am Río de la Plata. Mit den Augen Elviras und ihres Bruders schaut Schopflocher auf die fremd-vertraute Welt, auf schwarze Händlerinnen in den Gassen, auf Ochsenkarren und Reiter und auf die Brigantinen in der Bucht.

Elviras Familie ist seit Generationen auf der Flucht, genauer: seit 1492, de...


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