Keine Kunst wegen Asylrechtsverschärfung in Dänemark

Der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei bricht eine Ausstellung in Kopenhagen vorzeitig ab

  • Lesedauer: 3 Min.
Ai Weiweis Kunst befasst sich mit den Themen Freiheit und Menschenrechte. Nun will er eine Ausstellung in Kopenhagen vorzeitig abbrechen. Der Grund? Die radikalen Asylrechtsverschärfungen in Dänemark.

Kopenhagen. Aus Protest gegen die Verschärfung des dänischen Asylrechts hat der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei seine Ausstellung in Kopenhagen geschlossen. Dies habe er nach dem Votum des Parlaments in Kopenhagen am Vortag beschlossen, wonach künftig Flüchtlingen Bargeld und Wertsachen abgenommen und die »Vereinigung von Familien verzögert« würden, teilte der Künstler am Mittwoch auf seinen offiziellen Seiten auf Instagram und Facebook mit.

Die Ausstellung »Ruptures« (Brüche) in der Faurschou-Stiftung wäre eigentlich bis Mitte April gelaufen. Er unterstütze Ais Entscheidung, in der es »um Freiheit und Menschenrechte« gehe, sagte Stiftungschef Jens Faurschou der Nachrichtenagentur AFP. Dies sei alles »sehr traurig«.

Das dänische Parlament hatte am Dienstag trotz internationaler Kritik eine deutliche Verschärfung der Asylregeln beschlossen. Demnach können Flüchtlingen künftig Bargeld und Wertsachen ab einem Wert von 10.000 Kronen (1340 Euro) abgenommen werden, um ihre Unterbringung mitzufinanzieren. Der Familiennachzug wird erschwert und die Dauer von Aufenthaltsgenehmigungen verkürzt. Ziel der Regierung ist es, Flüchtlinge abzuschrecken.

Der Künstler setzt sich intensiv mit der Flüchtlingsdebatte auseinander

Der chinesische Künstler Ai Weiwei plant unterdessen auf der griechischen Insel Lesbos ein Mahnmal für die vielen Flüchtlinge, die auf ihrem Weg nach Europa ums Leben gekommen sind. »Viele Menschen haben unter den Wellen ihr Leben verloren...wir brauchen ein Denkmal«, sagte Ai der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Er habe bereits ein Atelier auf Lesbos eingerichtet, das sich an »verschiedenen Projekten« beteiligen werde. Auch seine Workshops in China und Deutschland sowie einige seiner Studenten würden mitmachen.

Der international renommierte Künstler hob die Bedeutung der gegenwärtigen Flüchtlingskrise hervor. »Das ist ein sehr historischer Moment in jeder Hinsicht«, sagte Ai. Als Künstler wolle er sich mehr in die Debatte darüber einmischen und Kunstwerke mit Bezug zu der Krise schaffen, die dazu beitragen sollten, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen.

Ai hatte diese Woche Flüchtlinge auf Lesbos besucht und Fotos und Videos von ihnen veröffentlicht. Eines der Fotos zeigt den 58-jährigen Künstler, wie er am Strand eine Kinder-Schwimmweste hochhält.

Im September hatte Ai bei einem Besuch in London gesagt, er sei »sehr stolz« auf den Empfang, den Deutschland sehr vielen Flüchtlingen bereitet habe. Ais Sohn lebt in Deutschland. In London hatte sich Ai mit weiteren Künstlern an einem Solidaritätsmarsch für Flüchtlinge beteiligt.

Vergangenes Jahr sind mehr als eine Million Flüchtlinge nach Europa gekommen, viele von ihnen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Mehr als 800.000 von ihnen nahmen den Weg über die griechischen Inseln. Auf der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland ertranken 2015 fast 700 Menschen, zumeist Kinder. Agenturen/nd

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