»Gläserne Blume« erblüht wieder
Ein Modell des einstigen Treffpunkts im Palast der Republik ist im Schloss angekommen
»Wir treffen uns an der Gläsernen Blume.« - So, wie man sich einst im Palast der Republik verabredete, könnte das in ein paar Jahren auch im Schlossneubau möglich sein. Der Palast ist längst abgerissen, doch eines seiner beliebtesten Kunstwerke soll auch im Nachfolgebau aufgestellt werden. Am Mittwoch wurde von der Schlossstiftung immerhin schon ein Blümchen präsentiert - ein 52 Zentimeter hohes Modell im Maßstab 1 : 10.
Angefertigt wurde es vom Schöpfer des Originals, dem Glasdesigner Reginald Richter, der die Blume zusammen mit dem »Kollegium Bildender Künstler Glasgestaltung Magdeburg« zwischen 1974 und 1976 entworfen hatte. »Die Blume gehört zu seinen wichtigsten Arbeiten«, sagte Sohn Andreas, der den 84-Jährigen bei der Präsentation des Models vertrat. Das mehr als fünf Meter hohe und fünf Tonnen schwere Kunstwerk aus dem Foyer des Palastes wurde 1999 vor der Asbestsanierung des Bauwerks demontiert und dem Deutschen Historischen Museum übergeben. Seitdem lagert es, in Kisten verpackt, in einem Spandauer Depot.
Ob es dort wieder ausgepackt und und originalgetreu zusammengesetzt werden kann, scheint unwahrscheinlich. Die Skulptur besteht aus einem stählernen Trägerschaft und zehn gläsernen Scheiben, auf die Muster aufgeklebt sind. »Der Epoxidharzkleber ist vergilbt und brüchig, bei einer Restaurierung besteht die Gefahr, dass die Blume zerstört werden könnte«, so die leitende Kuratorin der Stiftung, Judith Prokasky. Außerdem genüge das Glas nicht mehr heutigen Anforderungen an die Standsicherheit. Besucher dürften ihr also nicht mehr zu nahe kommen.
So denkt man bei der Stiftung über eine »variierende Neuschöpfung« oder eine Teilrekonstruktion nach, wobei das Modell als Entscheidungshilfe dient. »Statt die Muster aufzukleben, könnten sie mit Laser eingebrannt werden«, sagte Andreas Richter. Sein Vater hätte jedenfalls nichts gegen eine Art Neuschöpfung. Was auch Prokasky bestätigt. Reginald Richter habe die Blume für eine bestimmte architektonische Situation, für einen bestimmten Raum entworfen. »Kunstwerk und Bau sind in eine Beziehung miteinander getreten, die einmalig ist und im Humboldtforum nicht zu wiederholen.«
Wo die Blume im Schloss wieder aufgestellt werden soll, ist noch unklar. Auch Gründungsintendant Neil MacGregor, der jetzt seine Arbeit aufgenommen hat, werde da ein Wort mitzureden haben, so Prokasky. Das Modell aber solle auf alle Fälle Teil des »Museums des Ortes« werden. Unter diesem Namen will die Schlossstiftung der 700-jährigen Geschichte des Bauplatzes auf den Grund gehen.
Das Museum wird drei Standorte haben: Im Skulpturensaal im Ostflügel des Schlosses sollen die noch vorhandenen Skulpturen aus dem Schlüterhof ausgestellt werden und in einem »archäologischen Fenster« die Reste der Schlossfundamente zu sehen sein. Die übrigen Epochen sollen in einem großen Raum neben dem Eingangsportal erlebbar gemacht werden. Laut Prokasky wird es »künstlerische Inszenierungen« und »mediale Darstellungen« und Dauerausstellungen geben. »Das ist alles noch in der Entwicklung.« Highlight soll ein großes »Hybridmodell« werden, das die Architekturen der verschiedenen Epochen vereint. Prokasky: »Eine Fassade davon bekommt der Palast.« Ob noch weitere Relikte an das einstige Volkshaus erinnern werden? »Wenn die Möglichkeit besteht, gerne. Es ist ja einiges eingelagert - Möbel, Programmflyer und Lampen.«
Der »Freundeskreis Palast der Republik« ist schon mal zufrieden mit der blumigen Entwicklung. »Wir sind seit Jahren mit der Schlossstiftung über die Aufstellung der Blume im Gespräch. Schön, dass es zu klappen scheint«, sagt der Sprecher Rudi Denner. »Wir wollen sie aber in ursprünglicher Größe, ob neu oder restauriert, müssen die Fachleute entscheiden.«
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