Beängstigende Sterbeserie

Velten Schäfer über den nächsten Toten im Umfeld des NSU-Skandals

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Was würde man folgern, wenn etwa in Russland rund um eine düstere politische Mordserie mögliche Zeugen oder Mitwissende reihenweise zu Tode kämen? Im deutschen NSU-Fall beschränkt man sich aufs Mitzählen. Nun sind wir bei fünf: Der Verlobte jener Zeugin des Stuttgarter NSU-Ausschusses, die 2015 an einer angeblich durch eine Prellung ausgelösten Lungenembolie starb, ist tot. Man geht von Selbstmord aus.

Möglich ist das, vielleicht ist Trauer ein Motiv. Doch bleibt die Sterbeserie gerade im Kontext des Heilbronner Mordes an der Polizistin Michèle Kiesewetter beängstigend. Bekanntlich soll auch ein Ex-Gefährte jener Frau, deren Verlobter nun starb, Suizid begangen haben. Er verbrannte in seinem Auto - und hatte behauptet, die Täter zu kennen. 2009 wurde die Leiche eines weiteren in den Akten erwähnten Mannes gefunden.

Vieles passt nicht in der Affäre. Am mysteriösesten bleibt aber der Mordfall Kiesewetter, der sich von den anderen Taten so deutlich abhebt. Hatten es die Uwes wirklich nötig, sich auf diese Art Waffen zu beschaffen, was die Ermittler sagen - und Zschäpe bestätigt? Was ist mit den Aussagen vor dem Auffliegen des NSU, nach denen es mehrere Täter gab? Solange hier nicht Klarheit herrscht, sorgen Todesfälle wie der jetzige im günstigen Fall für Raunen. Im ungünstigen Fall kommen neue dazu.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -