Wenn der Papst für Donald Trump betet

Franziskus spricht Republikaner wegen seiner Parolen im Wahlkampf Christsein ab / Trump kontert mit Katastrophenszenario im Konjunktiv

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.
Immer mehr Republikaner fühlen sich vor den nächsten Vorwahlen in South Carolina von Trumps Rhetorik abgeschreckt - da kommt eine Schelte durch den Papst gerade recht, um noch eine verbale Wahlkampfschippe draufzulegen.

Papst Franziskus warf noch einen Blick über den Grenzzaun am Rio Grande – Hunderte Migranten winkten ihm, der auf der mexikanischen Seite des Zauns eine Messe hielt, von der amerikanischen Seite aus zu. Vielleicht erinnerte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche in diesem Moment an die Äußerungen des republikanischen Kandidaten für die US-Präsidentschaft, Donald Trump: Der hatte angekündigt, im Fall eines Wahlsiegs eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten, um die illegale Einwanderung in die USA zu stoppen. Franziskus wollte sich nicht in den Wahlkampf einmischen, aber: »Ich sage nur: Wenn er solche Dinge sagt, dann ist dieser Mann kein Christ«, so der Papst auf der Rückreise aus Mexiko. Wer Mauern anstelle von Brücken bauen wolle, habe eine »unchristliche Haltung«.

Die Ablehnung gegenüber Trump wächst also nicht nur in der eigenen Partei. Zwar führt er immer noch die Umfrage für die Vorwahlen in South Carolina an, die anderen Kandidaten innerhalb der Republikaner rücken allerdings von ihm ab oder positionieren sich offen gegen ihn. Da kommt für einen Populisten wie Trump die Kritik von Franziskus gerade recht – jede Aufmerksamkeit bedeutet Aufwertung: »Wir werden diese Mauer bauen!«, hämmert er seinen Anhängern auf einer Veranstaltung nach der Papstkritik ein – um dann frontal gegen das Kirchenoberhaupt zu wettern: Dessen Äußerungen seien »schändlich« und überhaupt sei er, Trump, ein Christ, Und Stolz darauf. Demut ist Trumps´ Sache noch nie gewesen, aber jetzt steigert er sich in eine Allmachts-Konjuntiv-Spirale. Via Facebook verbreitet er folgende Erklärung »als Antwort auf den Papst«:

»Wenn ISIS den Vatikan angreift, was, wie jeder weiß, das ultimative Ziel und die ultimative Trophäe für ISIS ist, kann ich euch versprechen, dass der Papst sich nur gewünscht und dafür gebetet hätte, dass Donald Trump Präsident wäre, denn dann wäre das nicht geschehen.« Ob Franziskus der Vorstellung des mehrfach verheirateten Trump mit der Verfügungsgewalt über Atomwaffen etwas abgewinnen kann, ist bisher nicht bekannt.

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