Urvater der Whistleblower
Personalie: Daniel Ellsberg wird für seinen Mut als erster US-Whistleblower geehrt.
»Lasst uns den Hurensohn hinter Gitter bringen!« Diese zärtlichen Worte entlockte Daniel Ellsberg dem ehemaligen US-Präsidenten Richard Nixon 1971. Zuvor hatte der erste US-Whistleblower 47 Ordner mit insgesamt 7000 Seiten Dokumenten aus dem Pentagon an die »New York Times« weitergeleitet und damit enthüllt, wie die US-Regierung die Öffentlichkeit über den Vietnam-Krieg getäuscht hatte.
Seine Karriere begann der heute 84-Jährige als ausgewiesener Antikommunist. Der Wirtschaftswissenschaftler und Harvard-Absolvent wurde zunächst für drei Jahre Offizier der US-Marineinfanterie, um dann einen Posten in der »RAND Corporation« anzutreten - einer US-Denkfabrik, die das Pentagon in Kriegsangelegenheiten beriet. Dort erhielt er Einblick in jene Unterlagen, deren Enthüllung die öffentliche Meinung über den Vietnamkrieg grundlegend änderte. Ellsberg wurde 1971 als Spion angeklagt. Das Verfahren wurde zwei Jahre später eingestellt.
Den Kampf gegen die »Vereinigte Stasi von Amerika«, wie Ellsberg die US-Geheimdienste in einem Aufsatz auf seinem Internetblog von 2010 betitelt, führt er bis heute fort. Er trug dazu bei, dass der »National Defense Authorization Act«, nach dem mutmaßliche Unterstützer von Terrororganisationen ohne Beweise unbefristet inhaftiert werden sollten, 2012 gestoppt wurde. Und er verteidigte Edward Snowden nach dessen Enthüllungen über die US-Spionage öffentlich: »Für viele schneidet Edward Snowden im Vergleich zu mir schlecht ab, weil er das Land verlassen hat und Asyl sucht, statt sich - wie ich damals - einem Gerichtsverfahren zu stellen. Das finde ich falsch. Das Land, in dem ich damals lebte und blieb, war ein anderes Amerika«, schrieb Ellsberg 2013 in der »Washington Post«.
Der Ur-Whistleblower wird am 21. Februar mit dem Dresden-Preis 2016 geehrt. Sein »persönlicher Held« Snowden - wie Ellsberg den Nachfolger bezeichnet - wird ihm per Liveschaltung aus dem russischen Exil gratulieren.
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