USA weiter größter Todeshändler

SIPRI: Rüstungsexporte weltweit gestiegen

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit Jahrzehnten beobachtet das renommierte Friedensforschungsinstitut SIPRI den weltweiten Handel mit sogenannten schweren Waffen. Rund 20 Jahre war dieser Rüstungsmarkt geschrumpft, ehe er zwischen 2011 und 2015 wieder um 14 Prozent gegenüber der vorangegangenen Fünfjahresperiode wuchs, so die Stockholmer Wissenschaftler in ihrem am Montag vorgelegten jüngsten Report. Dass gewaltsame Konflikte und Krisenherde die Militärausgaben in den betroffenen Regionen rasant vorantreiben, ist dabei unübersehbar. So stiegen etwa die Lieferungen an Saudi-Arabien um satte 275 Prozent. Bei Katar waren es sogar noch vier Prozent mehr. In den Vereinigten Arabischen Emiraten wuchsen die Einkäufe um 35 Prozent - das Land mit gerade mal fünf Millionen Einwohnern der weltweit viertgrößte Waffenimporteur. Die Türkei liegt auf Rang sechs. In der Region zwischen Persischem Golf und Bosporus nahmen die Einfuhren insgesamt um 61 Prozent. Riad, das über einen jährlichen Rüstungsetat von rund 81 Milliarden Dollar verfügt, führt eine arabische Allianz, die in Jemen gegen die schiitischen Huthi-Rebellen vorgeht und dort »vor allem aus den USA und Europa stammende Waffen« einsetzt, wie SIPRI-Experte Pieter Wezeman erklärt.

41 Prozent aller in die Region gelieferten Kriegsgüter kommen aus den Vereinigten Staaten. Diese sind nach wie vor die Nr.1 unter den Todeshändlern, bauten ihren globalen Marktanteil auf 33 Prozent aus und lieferten Rüstungsgüter in 96 Länder. Auch das ist Rekord. Wichtigste Kunden sind Saudi-Arabien, die Emirate und die Türkei. Zwischen 2006 und 2010 lag der US-Marktanteil noch bei 29 Prozent. Russland steigerte seinen auf nunmehr 25 Prozent. Vor allem Indien, der weltweit größte Waffenimporteur vor Saudi-Arabien, bleibt wie China und Vietnam Großkunde. Hintergrund ist sein angespanntes Verhältnis zu Pakistan. In Ostasien sorgt vor allem territorialer Streit für eine zunehmende maritime Aufrüstung - ohne ausreichende Krisenmechanismen, wie Wezeman beklagt. Die vietnamesischen Waffeneinfuhren etwa seien um 699 Prozent gestiegen, das höchste Wachstum weltweit.

In Afrika fallen Algerien und Marokko als die größten Waffenimporteure auf; beide Nachbarländer lieferten sich in gegenseitigem Misstrauen einen regelrechten Rüstungswettlauf. Für ganz Afrika mit seinen vielen Konflikten stiegen die Einfuhren im Berichtszeitraum um ein Fünftel.

Trotz eines Zuwachses von 88 Prozent in den vergangenen fünf Jahren liegt China (5,9 Prozent Marktanteil) mit deutlichem Abstand auf Platz drei der Rüstungsexporteure, knapp vor Frankreich (5,6) und Deutschland (4,7). Chinesisches Kriegsgerät ging hauptsächlich an Pakistan, Bangladesch und Myanmar. Aber auch in Afrika wolle Peking Fuß fassen. Die fünf größten Waffenlieferanten sind heute für rund drei Viertel aller Rüstungsexporte weltweit verantwortlich. Deutschland, das Marktanteile verloren hat, versuche jetzt aggressiv, schwere Waffensysteme etwa im Mittleren Osten oder in Asien zu verkaufen, sagt SIPRI-Experte Wezeman.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -