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Trump triumphiert
The Telegraph, Großbritannien
Panik hilft nicht weiter
Nach drei Vorwahl-Siegen hintereinander in New Hampshire, South Carolina und nun in Nevada hat Donald Trump nicht nur eine wertvolle Dynamik hinter sich, sondern er scheint nun auch der Favorit zu sein. Er ist derjenige, der geschlagen werden muss. Aber wie? Das ist die einzige Frage, die sich die Führung der Republikaner derzeit stellt. Alles andere wird hintangestellt, bis dieses Thema gelöst ist. Was können sie tun? Der erste Schritte wäre es, aufzuhören völlig entgeistert zu sein. Panik ist nicht gut.
Le Monde, Frankreich
Spiegel rhetorischer Gewalt
Trump gewinnt, weil er die politisch-wirtschaftliche »Elite« auseinandernimmt, darunter auch die Spitze der Republikaner. Diese Protest-Radikalität kommt nicht aus dem Nichts. Sie liegt nicht nur im Zeitgeist. Sie ist der Spiegel der rhetorischen Gewalt, die die republikanische Partei kultiviert, die seit Jahren ihre Gegner verteufelt, die sogar den Begriff des politischen Kompromisses anprangert, die eine intolerante Religiosität ausnutzt, die scharfe Anprangerung des Bundesstaats verehrt und die dann das Glück verspricht, wenn Steuern und der Unterricht des Darwinismus abgeschafft werden. Am Ende von diesem Geschwätz, am Ende des extremistischen Abdriftens, ist »The Donald« der Star der Partei Abraham Lincolns!
Corriere della Sera, Italien
Woher kommen seine Wähler?
Es gibt ein Amerika, das aus dem Untergrund der Politik hervorkommt und schreit: »Donald Trump for president!« Verbitterte, enttäuschte, wütende Bürger, allesamt Fans von Donald Trump. An diesem Punkt ist das neue Phänomen, was es zu studieren gilt, nicht mehr Trump selbst, sondern vielmehr seine Wähler. Aus welcher Kellerluke sind sie hervorgekommen? Eine Welle von »neuen Leuten«, eine unerwartete Kraft, von der man nun verstehen muss, wie mächtig sie werden kann. Trump ist ihr perfekter Anführer. Das Ziel der Konkurrenten ist jetzt nur noch eines: Mindestens im Kielwasser dessen bleiben, was jetzt schon als »Trump Express« bezeichnet wird.
De Morgen, Belgien
Erfolg aus Frustration
Ob Trump es nun schafft oder nicht, es bleibt besorgniserregend, dass ein steinreicher Mann, der Migranten, Frauen, Arme und Journalisten auf niederträchtige Art und Weise beleidigt, so viele Amerikaner begeistert. Viele gehen davon aus, dass die Trump-Wähler gemeinsam mit ihrem großen Führer untergehen werden. Doch das ist ein großer Fehler. Denn wenn Trumps Erfolg etwas deutlich macht, dann ist es die Existenz einer großen Gruppe Frustrierter, die sich nicht nur von den klassischen Politikern verraten fühlen, sondern auch von Journalisten, Unternehmern und Lehrern. Wer denkt, dass über diese Leute einfach so hinweggesehen werden kann, schafft noch mehr gesellschaftliche Frustration, die früher oder später großen Schaden anrichten wird.
Libération, Frankreich
Weltweiter Rückschritt
Und wenn wir eines Morgens im November aufwachen mit einem Donald Trump im Weißen Haus und einem Wladimir Putin im Kreml? Das Problem ist im Grunde nicht Trump, sondern das, was sein Erfolg über den sozialen und politischen Rückschritt der derzeitigen Welt aussagt. Die gute Nachricht: Dass ein Teil der USA - und insbesondere junge Menschen - hinter einem Mann wie dem demokratischen Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders steht. Es gibt also noch Hoffnung. Die zweite Hoffnung: Dass gegen Trump der Kandidat oder die Kandidatin der Demokraten jene moderaten Republikaner hinter sich bringt, die nicht für so einen Doktor Seltsam stimmen können.
Die Presse, Österreich
Bittere Lektion
Bei den Republikanern geht Panik vor einem Präsidentschaftskandidaten Trump um, die die Partei in eine schwere Identitätskrise stürzen könnte. Von neokonservativen Ideologen, den Tea-Party-Fundamentalisten und skrupellosen Populisten weit nach rechts getrieben, wäre dies für die Grand Old Party gleichwohl die Chance für Rückbesinnung und Kurskorrektur. Es wäre die überfällige Lektion aus dem Kapitel Trump, wenngleich eine überaus bittere.
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