Werbung

Studie: EU unterstützt tierschutzwidrige Megafarmen

Viele öffentlich geförderte Betriebe erfüllen nicht einmal EU-Minimalanforderungen / Über 50 Millionen US-Dollar für einen der größten Schweinehaltungsbetriebe in China / Tierschutzverbände fordern Tierwohlstandards als Kritierium für Kreditvergabe

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Öffentliche Gelder von EU-Mitgliedsstaaten unterstützen nach Darstellung von Naturschützern tierschutzwidrige Betriebe in Osteuropa und Asien. Oftmals erfüllten die Tierhaltungsbedingungen in diesen Betrieben nicht einmal EU-Mindestanforderungen. So lautet das Ergebnis einer Studie der in den USA gegründeten Tierschutzorganisation Humane Society International (HSI), die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Die HSI, nach eigenen Angaben einer der weltweit größten Tierschutzverbände, fordert gemeinsam mit dem Deutschen Naturschutzring (DNR) und der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (ASS) von der Bundesregierung, dass sie sich bei der Weltbank für Tierwohlstandards als Kriterium für Kapitalvergaben einsetzt. Dementsprechende Weltbankrichtlinien könnten sich auf weitere Banken auswirken, hoffen die drei Organisationen. »Dadurch könne das Leid von Milliarden Tieren gemindert werden«, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Die öffentlichen Gelder der Mitgliedsstaaten würden von Finanzinstituten wie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie der Weltbankgruppe eingesetzt, um Farmen zu finanzieren, die Massentierhaltung betreiben. Zudem würden Garantien für Exportkredite, sogenannte Hermesbürgschaften, das wirtschaftliche Risiko von Exporteuren auf den Steuerzahler übertragen.

»Tierquälerische Massentierhaltung ist nicht nur moralischer, sondern auch ökonomischer Unfug«, sagte Nicolas Entrup, Berater der HSI. Auch habe die Einfuhr von Billigprodukten negative Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft. »Und da für verarbeitete Lebensmittel keine entsprechende Kennzeichnungspflicht besteht, kann der Konsument nicht erkennen, ob dort verwendete Eier aus Käfighaltung stammen«, kritisierte Naturschutzring-Präsident Kai Niebert.

Nach Angaben der drei Organisationen stellte beispielsweise die Weltbankgruppe Muyuan, einem der größten Schweinehaltungsbetriebe in China, in den vergangenen Jahren über 50 Millionen US-Dollar für die Vergrößerung einer Anlage zur Verfügung, in der sich mehr als 1,5 Millionen Schweine in engen Kastenständen befinden. »Ebenso grotesk ist es, Käfighaltungssysteme, die in Deutschland verboten sind, nun mit öffentlichen Geldern jenseits der EU-Grenzen neu zu errichten«, kritisierte Konstantinos Tsilimekis, Leiter der Wissenschaftsabteilung der Albert Schweitzer Stiftung. Als Beispiel nannte er den Bau zweier Käfigbatterien für 11,2 Millionen Legehennen in der Ukraine im Jahr 2012. Deutschland unterstützte den Bau nach seinen Angaben mit Hermesbürgschaften in Höhe von 26,4 Millionen Euro. epd/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -